WarriorCats-Erfindung Wiki
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Sandsturms Geheimnis ist ein Buch mit einem Prolog und 6 Kurzgeschichten, wo es um Sandsturms Familie geht. Allerdings nicht ganz so, wie ihr denkt ;) Hoffe es verwirrt euch nicht, dass jedes Kapitel aus einer oder mehreren neuen Sichten erzählt ist. ;( Viel Spaß xD

Hierachie

{{Hierarchie2|Anführer = LEOPARDENSTERN - ungewähnlich getupftte, goldfarbene Kätzin|AGeschlecht = w|Stellverteter = NEBELFUSS - dunkelgraue Kätzin mit blauen Augen|SGeschlecht = w|Heiler = SCHMUTZFELL - laanghaariger, hellbrauner Kater; Mentor von MOTTENFLÜGEL - schöne, golden gestreifte Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen|HGeschlecht = m|Krieger = STURMPELZ - dunkelgrauer Kater mit bernsteinfarbenen Augen; Mentor von NEBELPFOTE

FEDERSCHWEIF - hellgraue Kätzin mit blauen Augen; Mentorin von LÖWENPFOTE

MOOSPELZ - schildpattfarbene Kätzin; Mentorin von BLATTPFOTE

WEISSKRALLE - dunkler Kater

BLEIFUSS - stämmiger, getigerter Kater

SCHATTENPELZ - sehr dunkle, graue Kätzin

RUMPELBAUCH - dunkelbrauner Kater

SMARAGDSCHWEIF - braun getigerte Kätzin mit grünen Augen

BUNTFELL - schildpattfarbene Kätzin

MAUSESCHWEIF - graue Kätzin mit kurzem Schwanz|Schüler = LÖWENPFOTE - sandfarbene Kätzin mit grünen Augen

BLATTPFOTE - hellbraune Kätzin mit dunkelbraun-schwarzen Flecken und blauen Augen

NEBELPFOTE - silbergraue Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen

EFEUPFOTE - graubraune Kätzin mit grünen Augen

BEERENPFOTE - rotbraune Kätzin mit grünen Augen|Königinnen = TANNENPELZ - schwarze Kätzin mit grünen Augen

LAUBSCHWEIF - braune Kätzin mit Flecken

BLUMENHERZ - weiße Kätzin mit schwarzen Tupfen|KZahl = 3|Älteste = FLECKENFELL - grauer Kater mit grünen Augen

BRAUNGRAS - brauner Kater mit helleren Flecken

SCHWARZZAHN - schwarzer Kater mit weißen Ohren

ROTHERZ - roter Kater mit braunen Flecken

MAUSEZAHN - graue Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen|ÄZahl = 5}ö

Prolog - Alte Geheimnisse

Feuerstern!“, rief Sandsturm.

„Was ist?“

„Ich möchte dich sprechen!“

Mit einem Blick auf die Anderen fügte sie hinzu: „Allein in deinem Bau.“

Sie gingen in Feuersterns Bau und Feuerstern schaute Sandsturm erwartungsvoll an.

„Bitte“, flüsterte sie, „werde nicht sauer!“

„Nein, ich verspreche es, ich werde nicht sauer werden.“

„Bevor wir uns auf die Reise zum WolkenClan machten, habe ich immer gedacht, du liebst Tüpfelblatt! Nun ja, deshalb konnte ich dich nicht richtig lieben. Ich verliebte mich in Steinfell aus dem FlussClan.“

„Was?!“, sagte Feuerstern empört.

„Lass mich ausreden!“, fauchte sie. „Erinnerst du dich an deine drei ersten Junge, die gestorben sind?“

„Wie könnte ich sie jemals vergessen?“ Schmerz lag in Feuersterns Stimme.

„Nun ich muss dir zwei Dinge gestehen. Erstens, der Vater dieser Jungen ist Steinfell. Zweitens, sie leben und sie wohnen im FlussClan.“

„Warum? Ich meine, warum hast du die Jungen nicht hier gelassen?“

„Leopardenstern wusste, dass es Steinfells Junge waren. Sie hat mir gedroht, es zu verraten und außerdem wollte ich dich nicht tagtäglich belügen. Ich willigte ein, mit dem Versprechen von Leopardenstern, dass sie nichts verraten würde. Nebelfuß hatte gerade ein Junges. Sie hat sich um die drei gekümmert. Als Steinfell tot war, war ich sehr traurig, doch ich merkte, wie ich dich langsam immer mehr liebte.“

„Wie sehen sie aus?“, fragte Feuerstern. „Ich habe sie nie gesehen, weil ich damals so krank war.“

„Die Eine ist hellbraun mit dunkelbraunen und schwarzen Flecken und blauen Augen, ein wenig wie Blattstern. Nebelfuß hat sich dafür eingesetzt, dass ich sie benennen darf. Die Kleine, die so aussieht wie Blattstern, heißt Blattjunges.“

„So heißt unser Junges aber auch!“, miaute Feuerstern.

„Ich weiß! Aber später werden sie verschieden heißen. Was ist mit Aschenfuß und Aschenpelz? Was ist mit Spinnenpfote und Spinnenfuß? Sie heißen alle ähnlich. Das Zweite ist silbergrau mit bernsteinfarbenen Augen wie Steinfell und heißt Nebeljunges. Ich weiß, damit hätten wir schon zweimal fast den gleichen Namen. Die Dritte sieht aus wie ich: Gold- bis gelbbraun mit grünen Augen. Sie erinnerte mich an Löwenherz und deshalb heißt sie Löwenjunges.

Feuerstern, ich möchte nicht, dass meine Jungen zwischen zwei Clans hin und her gerissen werden, aber dürfen sie mich, Blattjunges und Eichhornjunges öfters besuchen? Ich glaube nicht, dass Leopardenstern mich zu ihnen lässt. Im Moment sind sie noch in dem Glauben, dass Nebelfuß ihre Mutter ist. Doch Nebelfuß, die Jungen und ich treffen uns sobald sie Schüler sind am Baumgeviert, damit ich es ihnen erzählen kann. Außerdem möchte ich dann Blattjunges, Eichhornjunges und dich mitnehmen.“

„Ich weiß nicht, Sandsturm.“

„Bitte!“

Sandsturm sah ihn so flehend an, dass Feuerstern „Ja“ sagen musste.

Kapitel 1 - Sandsturms Geheimnis

„Ist es noch sehr weit, Nebelfuß?“, fragte Nebelpfote.

„Wir gehen nur bis zum Baumgeviert.“, antwortete Nebelfuß. „Löwenpfote, komm!“

Löwenpfote trabte wieder zu ihren Geschwistern.

„Was riecht ihr?“, fragte Nebelfuß.

„Einen fremden Geruch. Er kommt mir vertraut vor, aber ich weiß nicht woher.“, sagte Blattpfote eifrig.

Nebelfuß holte tief Luft und sagte: „Eure Mutter riecht so.“

„Aber du bist unsere Mutter!“, sagte Nebelpfote verwirrt.

Löwenpfote war auch verwirrt, doch sie hatte nur mit einem Ohr zu gehört.

„Nein, meine Kleinen. Ich bin nicht eure Mutter. Eure Mutter sitzt

dort auf der Lichtung.“

Sie betraten die Lichtung und dort saß eine hübsche gelbbraune Katze mit zwei Jungen und einem flammenfarbenen Kater.

„Sie sieht aus wie du!“, flüsterte Blattpfote Löwenpfote ins Ohr. „Und der Kater muss Feuerstern sein.“

„Der Anführer des DonnerClans?“, fragte Löwenpfote, die jetzt endlich richtig zuhörte.

„Glaube schon“, meinte Blattpfote.

Sie gingen zu ihnen und Nebelpfote fragte mutig: „Bist du unsere Mutter?“

„Ja, das bin ich. Ich heiße Sandsturm und komme aus dem DonnerClan.“

„Wer sind die da?“, Blattpfote zuckte mit dem Ohr in Richtung der DonnerClan-Jungen

„Auch sie sind meine Jungen. Aber sie haben einen anderen Vater. Das ist Eichhornjunges und das ist Blattjunges.“

„Aber sie heißt ja wie ich!“, Blattpfote riss die Augen auf.

„Ja, aber später werdet ihr verschiedene Kriegernamen haben.“

„Wer ist unser Vater?“, fragte Löwenpfote.

„Euer Vater ist Steinfell vom FlussClan.“

„Also sind wir halb FlussClan- und halb DonnerClan-Katzen.“

„Nein. Steinfell ist auch eine halbe DonnerClan-Katze. Ihr kommt zu

drei Vierteln aus dem DonnerClan.“

„Löwenpfote! Wo gehst du schon wieder hin?“, miaute Nebelfuß.

Löwenpfote roch die Maus. Sie war ganz nah. Löwenpfote sprang und erwischte sie. Die fiel in eine Pfütze, aus der sie nicht mehr herauskommen konnte. Löwenpfote grub ihre Krallen in die Maus und hob sie auf. Sie brachte sie zu Sandsturm.

„Für dich“, murmelte sie und huschte schnell wieder zu Nebelfuß.

„Habt ihr das schon so früh gelernt? Heute ist doch euer erster Tag.“

„Nein! Wir sind heute nur hierher gegangen.“, sagte Nebelpfote und schaute Löwenpfote erstaunt an.

„Apropos erster Tag“, miaute Sandsturm, „Welche Krieger sind eure Mentoren?“

„Von Blattpfote ist es Moospelz und von Nebelpfote ist es Sturmpelz. Löwenpfotes Mentorin ist Federschweif.“, erklärte Nebelfuß.

„Es tut mir leid, aber ich muss gehen.“, sagte Sandsturm. „Ach und Nebelpfote, Blattpfote und Löwenpfote“

„Was ist?“, fragten die drei.

„Ihr dürft jeder Zeit den DonnerClan besuchen kommen.“

„Klar“

Sie gingen und Nebelpfote sagte: „Löwenpfote! Wie hast du das nur hinbekommen? Das mit der Maus.“

„Sie huschte in eine Pfütze.“

„Trotzdem musst du sehr flink gewesen sein.“

Löwenpfote platzte fast vor Stolz. Endlich hatte sie sich beweisen können.

Sie trabten zur Zweibeinerbrücke und überquerten sie. In der Nacht hatte es geregnet und die Brücke war glitschig. Löwenpfote rutschte ab und fiel in das eiskalte Wasser. Sie versuchte sich über dem Wasser zu halten, doch sie tauchte immer wieder unter. Nebelfuß sprang hinterher und wollte mit kräftigen Zügen zu Löwenpfote schwimmen, doch die Strömung trug sie an Löwenpfote vorbei, die sich verzweifelt an einem Ast festklammerte. Plötzlich wurde sie hochgehoben und ans DonnerClan-Ufer getragen.

Sie sah graues Fell und flüsterte: „Steinfell?“

„Ich bin Graustreif, der Vater von Federschweif und Sturmpelz.“

Graustreif rannte am Ufer entlang, bis er auf der selben Höhe wie

Nebelfuß war und tappte vorsichtig über einen Ast zu ihr. Er packte sie am Nackenfell und zog sie über den Baumstamm ans Ufer.

„Oh, vielen Dank, Graustreif!“

„Nicht der Rede wert, Nebelfuß.“, sagte Graustreif und verschwand im Wald.

Nebelfuß und Löwenpfote gingen über die Brücke und liefen mit Blattpfote und Nebelpfote zum FlussClan-Lager. Löwenpfote schlief eine Weile.

„Löwenpfote, kommst du?“, rief Federschweif über die Lichtung.

Löwenpfote putzte schnell ihr Fell, dann lief sie zu Federschweif.

„Ich, Sturmpelz und Moospelz müssen auf Patrouille. Ihr trainiert mit Nebelfuß, okay?“, miaute Federschweif und ging, ohne eine Antwort abzuwarten.

Sie lief in den Wald mit Blattpfote, Nebelpfote und Nebelfuß.

„Schaut, ihr kriecht, indem ihr mit den Vorderpfoten kaum den Boden berührt. Super, Löwenpfote. Blattpfote, duck dich noch tiefer. Hey, Nebelpfote nicht schlecht!“, lobte Nebelfuß. „Habt ihr noch das Gesetz der Krieger im Kopf? Nebelpfote, was ist das erste Gesetz?“

„Verteidige deinen Clan, selbst wenn es dein Leben kostet. Du darfst dich mit Katzen aus anderen Clans anfreunden, aber deine Loyalität gilt stets deinem eigenen Clan.“, sagte Nebelpfote ohne zu zögern.

„Richtig. Es gab eine Zeit, als dieses Gesetz noch nicht entstanden war, und es gab viel Streit, welche Jungen jetzt welchem Clan richtig angehörten. Außerdem kämpften die Katzen dann an der Seite ihrer Gefährten statt an der Seite ihres Clans. Darum ist dieses Gesetz entstanden. Löwenpfote, Gesetz 2?“

Löwenpfote dachte scharf nach. Heute Morgen, es war ja schließlich ihr erster Tag als Schülerin, hatten sie die ersten drei Gesetze durchgenommen. Eigentlich hatten sie noch mehr lernen wollen, doch Nebelfuß hatte gesagt das sie pünktlich am Baumgeviert sein müssten und die drei hatten gerätselt warum.

„Im Territorium eines anderen Clans darfst du niemals jagen und es auch nicht betreten.“, leierte Löwenpfote herunter.

„Genau, wollt ihr hören warum?“

„Ja!“, rief Blattpfote wissbegierig.

„Na, ist doch klar!“, meinte Nebelpfote genervt. „Die Clans müssen genug Territorium haben, um sich selbst zu ernähren. Wenn ein anderer Clan noch mitjagt, ist nicht genug Platz. Und wenn du es betrittst, ist das doch nervig für den anderen Clan, oder?“

„Ja, Nebelpfote, aber es ist nicht schlimm, wenn Blattpfote das noch nicht versteht. Sei etwas höflicher.“

„Na gut“, willigte Nebelpfote ein, aber sie verdrehte die Augen.

„So Blattpfote“, miaute Nebelfuß. „Jetzt zu dir. Was ist das dritte Gesetz?“

„Älteste und Junge werden zuerst mit Beute versorgt, vor den Schülern und Kriegern.“, sagte Blattpfote.

„Ich muss euch doch hoffentlich nicht erklären, warum die schwächsten zuerst mit Beute versorgt werden, oder?“

„Nein, Nebelfuß!“, maunzten die drei im Chor.

„Okay, zum nächsten Gesetz. Beute wird nur erlegt, um sich davon zu ernähren. Danke dem SternenClan für jedes Leben.“

„Danke dem SternenClan für jedes Leben.“, echote Blattpfote.

„Genau. Es trug sich so zu...“

 

Löwenpfote rekelte sich. Sie stand auf und wollte Federschweif suchen. Schmerz überkam sie erneut, als sie daran dachte, dass ihre Mentorin und Sturmpelz seit ein paar Tagen verschwunden waren. Nun hatte sie Eisnebel als Mentorin, eine strenge, aber tolle Kätzin. Nebelpfotes neuer Mentor war Wolkenkies. Ein netter und liebevoller Kater. Nebelpfote beneidete Löwenpfote um Eisnebel und umgekehrt. Aber Eisnebel war eine gute Mentorin, wenn sie für Löwenpfotes Geschmack auch etwas netter sein könnte. Sogar Blattpfotes Mentorin war neu, denn Moospelz erwartete Junge.

„Steh auf, Löwenpfote. Wir sind mit der Frühpatrouille dran. Na komm schon!“, befahl Eisnebel.

Löwenpfote schüttelte sich die Moosfetzen aus dem Fell und trottete zu Eisnebel. Seit es Probleme mit dem WindClan gab, waren nun jeden Tag fünf Patrouillen unterwegs. Neu eingeführt wurden die Nachtpatrouille, die Frühpatrouille und die Sonnenhochpatrouille.

„Wir sehen uns bei der Nachmittagspatrouille“, murmelte Nebelpfote aus ihrem Nest und rollte sich noch fester zusammen.

Löwenpfote stöhnte. Das sie bei der Nachmittagspatrouille dabei war, hatte sie vollkommen vergessen.

„Jetzt, komm schon!“, rief Eisnebel ungeduldig. „Wir müssen zurück sein, bevor die Morgenpatrouillen aufbrechen.“

Sie tappten in Richtung WindClan-Grenze und am Fluss entlang. Löwenpfote juckte es in den Pfoten, sie wollte in den Fluss springen und Fische fangen. Jagen war ihr Spezialgebiet und machte ihr am meisten Spaß.

Plötzlich knurrte Eisnebel und sprang mit Schwarzkralle und Nebelfuß zu einem Baum. Löwenpfote machte, dass sie hinterherkam und fand ein zerfetztes Kaninchen mit WindClan-Geruch.

„Das geht zu weit!“, schimpfte Nebelfuß. „Schon das dritte seit gestern. Ich stelle eine Kampfpatrouille zusammen, wenn Leopardenstern es erlaubt.“

Sie wirbelte herum und sprang mit großen Sprüngen durch das Schilf in Richtung Lager.

 

„Kannst du Schelljunges tragen?“, flehte Laubschweif. „Erst mal, meine ich. Später kann ja jemand anderes übernehmen, aber ich trage schon Donnerjunges und die beiden sind zu klein, um zu laufen.“

„Natürlich trag ich sie“, meinte Löwenpfote und hob die kleine Katze sanft am Nackenfell hoch. Laubschweif tat dasselbe mit dem geschecktem kleinen Kater. Sie trabte vor zu Tannenpelz

und Blumenherz, die von beiden Seiten gestützt wurde, weil sie

fast zusammen brach. Heckenjunges wurde in der Zeit von ihrem Gefährten Wolkenkies getragen. Dieser trug immer noch Narben vom Kampf mit dem WindClan, obwohl der Kampf schon einen Mond her war. Löwenpfote machte sich Sorgen, ob Blumenherz die Große Reise schaffen würde. Als sie am Rand der Zweibeinerbrücke nach unten schaute, lief nur noch ein Rinnsal durch das breite Flussbett. Sie schauderte. Warum taten das die Zweibeiner? Warum waren sie so grausam? Immerhin hatte der DonnerClan es geschafft ihre Halbschwester Blattpfote und Nebelfuß aus den Klauen der Zweibeiner zu reißen. Efeujunges und Beerenjunges, Moospelz Junge, waren zum Glück kräftig genug, um den Weg selbst zu gehen. Aber es fehlten eh nur noch ein paar Tage, bis sie sechs Monde alt waren.

Löwenpfote kam es vor, als wären 9 Leben vergangen, seit sie in ihrem alten Zuhause aufgebrochen waren. Neben ihnen lag ein Salzwassersee, der durch einen Fluss mit dem Wassernest der Sonne verbunden war. Stürmische Wellen rollten brüllend ans Ufer. Löwenpfote konnte sich nun gut das Wassernest der Sonne vorstellen. Alle hungerten erbärmlich. In den rotbraunen Felsen gab es nur Nattern und Salzwasser.

Sie lief an der Seite ihrer Mutter, Blattpfote und Eichhornpfote. Ihre anderen beiden Geschwister trabten ebenfalls neben ihr her.

„Und dann meinte Rußpelz, ich solle doch Beinwell nehmen statt Mutterkraut  und das Ampferschweif durch den Schnee doch genug gekühlt wäre.“, erzählt Blattpfote gerade.

„Ja, es war eisig“, schnurrte Eichhornpfote mit einem Lachen.

„Wir sollten keine Späße machen!“, ermahnte sie Sandsturm. „Es ist bitterhart zu überleben, wir sind alle geschwächt und sollten uns keine Witze erzählen.“

„Ja, Sandsturm“, willigten ihre fünf Töchter ein.

„Ihr drei kommt sofort wieder zum FlussClan!“, schnaubte Leopardenstern wütend und zerrte die drei weg. Sie funkelte Sandsturm an, doch diese erwiderte nur kühl: „Denk an dein Versprechen, Leopardenstern, oder rechne mit Krieg. Ich habe dir die Jungen überlassen und sie haben das Recht bei ihrer Mutter zu sein. Los, jetzt geht“, fügte sie an Löwenpfote, Nebelpfote und Blattpfote gewand hinzu.

Als sie außer Hörweite von Sandsturm waren, fauchte Leopardenstern: „Ich habe euch aufgenommen, in der Erwartung, dass ihr treue FlussClan-Krieger werdet! Stattdessen gebt ihr euch mit DonnerClan-Katzen ab! Ich hätte euch niemals beanspruchen sollen, denn ihr habt euer Herz wohl beim DonnerClan. Doch ich zwinge euch beim FlussClan zu bleiben. Selbst wenn es sich mit eurer Loyalität nicht ändert, könnt ihr dann immerhin nicht Geheimnisse des FlussClans ausplaudern!“

„Ja, Leopardenstern!“, miaute Blattpfote gehorsam.

Nebelpfote sah betroffen zu Boden und nickte. In Löwenpfote stieg Wut auf. Wollten ihre Schwestern sich nicht verteidigen?

„Ach ja, ich dachte der FlussClan braucht starke Krieger? Wenn das so ist, warum hilfst du uns nicht und gibst uns Selbstverstrauen? Ich zeige dir, dass ich eine FlussClan-Katze bin!“

Sie stapfte auf den Salzwassersee zu und stieg ins Wasser.

 

Nebelpfote erschrak, als sie sah, wie ihre Schwester im Wasser unterging. Einige Herzschläge, die ihr wie Blattwechsel vorkamen, sah man nur noch den blubbernden Punkt, wo sie untergegangen war. Leopardenstern rief den Namen der Schülerin und man konnte sehen, wie sehr Leopardenstern ihre Worte bereute. Sie schaute wieder aufs Wasser und sah voller Erleichterung Löwenpfote ans Ufer stapfen. Ein Fisch, fast so groß wie sie selbst, zappelte in ihrem Maul. Ihre Pfoten krallten sich in den Kies und sie zog sich aus dem Wasser.

Den Fisch fallen lassend sagte sie: „Alle Jungen hierher.“

Schelljunges, Donnerjunges, Taubenjunges und Weißjunges kamen mit ein paar SchattenClan-Jungen angesprungen.

„Hey, ich will keinen Fisch!“, beschwerte sich ein schwarzes.

„Ach, komm schon, Dunkeljunges!“, maunzte Schelljunges. „Willst du lieber verhungern? Es schmeckt nicht schlecht, Birkenjunges.“, ermutigte sie das DonnerClan-Junge.

Sie machte sich mit ihren Clan-Gefährten über den Fisch her und die anderen Kätzchen nahmen immer wieder langsam ein paar Bissen und schüttelten sich angewidert. Die Königinnen sprachen ihren Jungen liebevoll zu. Als Nebelpfote wieder nach Löwenpfote Ausschau hielt, brachte diese schon den nächsten Fisch zu den Jungen.

„Kommt!“, rief sie Blattpfote und ihr zu. „Helft mir!“

Nebelpfote stupste Blattpfote an, die zögerte und sprang ins eisige Wasser. Es klebte an ihren Pelzen und warf sie hin und her, als wären sie Blätter. Ein Fisch schwamm an ihnen vorbei und sie schnappten nach ihm. Er war stärker als sie gedacht hatten. Mühsam schwammen sie weiter, bis sie Kies unter den Pfoten spürten. Der Fisch wurde von den Königinnen schnell verzehrt. Besonders Rauchfell, die dünne DonnerClan-Katze und Mutter von Birkenjunges, schlang ihn hinunter. Nebelpfote schwamm erneut los und sah Löwenpfote mit einem Fisch kämpfen, der drei Schwanzlängen lang war. Sie biss ihm in den Kopf und half Löwenpfote ihn ans Ufer zu schleppen. Davon würden zehn Älteste satt werden! Nebelfuß kam und versprach zu helfen. Sie und Blattpfote gingen in einem Team auf Jagd nach den Riesenfischen, Nebelpfote und Löwenpfote jagten die kleineren. Sie versorgten als nächstes die Kranken und die Heiler, dann die Schüler, dann die Krieger und zuletzt die Anführer.

 

Löwenpfote legte sich neben Nebelpfote und kuschelte sich dankbar ein. Sie, Nebelpfote, Blattpfote und Nebelfuß hatten den ganzen Tag lang gejagt, um den Clan zu versorgen. Wie lange würden sie noch reisen müssen um zu ihren neuen Territorien zu kommen? Und wie lange würden die Schwachen es noch durchhalten? Sie wusste es nicht und drehte sich auf die andere Seite. Der Felsen unter ihr war hart und kalt, doch sie schlief sofort ein.

„Hey, aufstehen!“, miaute Nebelfuß. „Leopardenstern will eine Versammlung einberufen!“


Löwenpfote schüttelte sich und sprang zwischen Blattpfote und Nebelpfote hindurch, die noch schliefen. Ihr  Magen knurrte. Nebelfuß musste dies bemerkt haben, denn sie schnurrte belustigt.

„Es gibt einen Frischbeutehaufen. Smaragdschweif, Buntfell, Mauseschweif, Bleifuß, Eisnebel und Wolkenkies haben in der Nacht gejagt. Als Wiedergutmachung dafür, dass wir gestern die ganze Zeit gejagt haben. Hey, ihr auch!“, fügte sie hinzu und stupste Blattpfote und Nebelpfote an.

Löwenpfote tappte zu einem Haufen am See und nahm sich einen Fisch. Er schmeckte leicht salzig, wahrscheinlich wegen dem Wasser. Kurz bevor sie aufbrachen, sprach Leopardenstern zu den Clans. „Ich finde heute ist der Tag gekommen, an dem wir zwei neue Schüler ernennen wollen. Ich weiß, dass das eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist, aber Efeujunges und Beerenjunges sind bald sieben Monde alt. Wir alle werden auf dieser Reise viel lernen. Wenn wir uns mit unseren Territorien vertraut sind, kann die Ausbildung richtig fortgesetzt werden.“ Sie holte einmal tief Luft. „Von diesem Tag an bis sie sich ihre Kriegernamen verdient haben, werden diese beiden Schüler Efeupfote und Beerenpfote heißen. Nebelfuß! Du wirst Efeupfotes Mentorin sein. Du bist eine treue und erfahrene Zweite Anführerin. Smaragdschweif! Du bist jung, doch im Moment haben wir eh zu wenig Krieger und ich weiß, dass du eine gute Mentorin sein wirst, obwohl du erst seit vier Blattwechseln Kriegerin bist. Ich vertraue darauf, dass ihr euren Schülern alles beibringt, was sie wissen müssen, selbst wenn wir sie hier noch nicht richtig ausbilden können.“

„Efeupfote! Beerenpfote!“, gratulierten die Clans. „Efeupfote! Beerenpfote!“

Beerenpfotes rotbrauner Pelz sträubte sich vor Aufregung, während Efeupfote mit ihrem graubraunem Fell zwischen den Felsen kaum auffiel.

„Und ich habe noch etwas zu verkünden.  Sie sind schon eine Weile Schüler gewesen und haben gestern bewiesen, dass sie alt genug sind, um Krieger zu werden. Tretet vor, ihr drei!“

Löwenpfote hätte niemals gedacht, dass sie ausgerechnet heute, nachdem Leopardenstern so sauer auf sie gewesen war, zur Kriegerin ernannt werden würde. Sie trat ein paar Schritte vor.

„Ich, Leopardenstern, Anführerin des FlussClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese drei Schüler herabzuschauen. Sie haben hart trainiert, um eurem edlen Gesetz gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Krieger. Nebelpfote, Blattpfote, Löwenpfote, versprecht ihr, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu schützen, selbst wenn es euch das Leben kostet?“

„Ich verspreche es“, sagte Nebelpfote mit fester Stimme.

„Ich verspreche es“, piepste Blattpfote.

„Ich verspreche es“, meinte auch Löwenpfote.

„Dann gebe ich euch mit der Kraft des SternenClans eure Kriegernamen. Nebelpfote, von diesem Augenblick an wirst du Nebelpelz heißen. Der SternenClan ehrt deine Tapferkeit und deinen Mut und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im FlussClan willkommen.“

Leopardenstern trat vor und legte ihre Schnauze auf Nebelpelz’ gesenkten Kopf. Nebelpelz bückte sich tiefer, um ihre Schulter ehrerbietig zu lecken, dann richtete sie sich auf und ging hinüber zu den anderen Kriegern.

Leopardenstern stand einen Augenblick lang ruhig da und betrachtete Blattpfote eindringlich, bevor sie sprach: „Blattpfote, von diesem Augenblick an wirst du Blattsprenkel heißen. Der SternenClan ehrt dein Wissen und deine Weisheit und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im FlussClan willkommen.“

Sie legte die Schnauze auf Blattsprenkels Kopf, dann sagte sie: „Löwenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Löwenschweif heißen. Der SternenClan ehrt deine Fähigkeit zu Jagen und deinen Mut und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im FlussClan willkommen.“

„Nebelpelz! Blattsprenkel! Löwenschweif!“, rief der Clan. „Nebelpelz! Blattsprenkel! Löwenschweif!“

Löwenschweif reckte stolz das Kinn.

Löwenschweif!, dachte sie. Was für ein schöner Name.

„Gratuliere, mein Schatz!“, schnurrte Sandsturm, Blattpfote

und Eichhornpfote miauten zustimmend.

„Jetzt müsst ihr schweigend Nachtwache halten.“, erklärte Leopardenstern.

Nebelpelz setzte sich gerade auf und legte ihren Schwanz sorgsam um den Körper. Blattsprenkel kauerte sich zusammen und starrte auf die Felsen. Löwenschweif schaute zu den Sternen. Irgendwo da oben war ihr Vater und jagte mit dem SternenClan.

Ein paar Stunden später sah sie, wie Nebelpelz Blattsprenkel anstieß, die fast eingeschlafen war. Nebelpelz würde eine ehrenhafte Kriegerin sein.

Wie Steinfell, dachte Löwenschweif.

Nebelfuß hatte ihnen oft Geschichten von Steinfell erzählt.

Sie kauerte sich hin und hatte alle Mühe nicht einzuschlafen. Blattsprenkel ging es genauso, vielleicht sogar schlimmer. Nebelpelz saß immer noch kerzengerade da und schaute auf das Schilf. Langsam dämmerte es und Nebelfuß kam zu ihnen.

„Eure Nachtwache ist vorrüber. Wenn die Sonne untergeht, wird euch Mottenflügel wecken.“

„Warum?“, wollte Blattsprenkel wissen.

„Stell nicht immer Fragen!“, fauchte Nebelpelz. „Respektiere die älteren Krieger, den Anführer und seinen Stellvertreter und den Heiler.“

„Schon gut, Nebelpelz. Wenn ihr jetzt schlafen geht, werdet ihr immer nachts wach und tagsüber müde sein. Darum weckt euch Mottenflügel und gibt euch Mohnsamen, damit ihr auch noch die Nacht durchschlaft. Und jetzt ab in den euer Nest.“

„Werden die Mohnsamen nicht bei anderen Katzen dringender benötigt?“, fragte Nebelpelz ehrenhaft.

„Wir haben hier ein riesiges Mohnfeld entdeckt. Es ist genug da, um hunderte Katzen mit Mohnsamen zu versorgen.“

„Na, dann!“, rief Blattsprenkel und stieß die anderen an.

Die drei liefen zu ihren improvisierten Nestern und rollten sich zum Schlafen zusammen.

„Hey, Löwenschweif! Aufwachen!“, miaute Mottenflügel.

Löwenschweif schüttelte sich das Fell und stand auf.

„Iss die Mohnsamen da“

Gehorsam leckte Löwenschweif die Mohnsamen auf. Sofort übermannte sie die Müdigkeit und sie legte sich wieder hin.

 

„Hier ist es wunderbar, Nebelfuß!“, miaute Blattsprenkel. „Perfekt für ein Lager.“

Sie ließ ihren Blick bewundernd über das neue FlussClan-Lager schweifen. Die meisten Katzen hatten sich Habichtfrosts Meinung angeschlossen, dass die Insel besser wäre, doch Leopardenstern hatte sich nicht überreden lassen.

„Nebelfuß, führ eine Patrouille zum Monsternest und schau nach, ob sich die Landschaft bis dahin als Territorium eignet.“, befahl Leopardenstern.

„Okay, Leopardenstern. Mit mir kommen bitte Buntfell, Eisnebel, Wolkenkies, Smaragdschweif, Mauseschweif, Eichelblatt, Efeupfote, Beerenpfote, Schellpfote und Donnerpfote.  Lasst uns aufbrechen. In der Zeit, wo wir weg sind überwacht bitte Nebelpelz die Arbeiten, wenn Leoparden-stern nicht dagegen hat.“

„Nein, hab ich nicht.“, miaute Leopardenstern. „An die Arbeit!“

Löwenschweif holte mehr Ranken und verflocht sie mit einander.

„Komm ich helfe dir!“, miaute Blattsprenkel.

Sie warf die Ranken auf den Busch und verhakte sie ordentlich.

„Wir brauchen noch Schilf!“, rief sie Löwenschweif zu.

Diese stakste los und riss mehrere Schilfstängel aus dem Matsch. In dem neuem Bau flocht sie das Schilf zwischen die Ranken, so dass der Wind nicht mehr durch pfeifen konnte. Von innen war der Bau jetzt warm und gemütlich, doch von außen war er stachelig und konnte Dachse und Füchse abhalten.

„Wo ist Tannenpelz mit Weißjunges und Taubenjunges?“, fragte Löwenschweif Nebelpelz. „Ich möchte ihr die neue Kinderstube zeigen.“

„Sie ist beim neuem Bau der Krieger.“, antwortete Nebelpelz.

Löwenschweif trabte zum Bau der Krieger. Er war stachelig und riesig.

„Tannenpelz! Ich möchte dir die neue Kinderstube zeigen. Sie ist fertig. Wir brauchen nur noch Moos. Ich werde Heckenpfote losschicken.“

„Super! Ich komme. Hey, Weißjunges! Taubenjunges! Kommt wir gehen in unsere neue Kinderstube.“

 

„Ach, Nebelfuß! Du wirst uns fehlen!“, miaute Leopardenstern.

Löwenschweif grub ihre Nase in Nebelfuß’ nasses Fell.

Nebelfuß! Komm zu uns zurück! Ich brauche dich! Wir brauchen dich. Ich habe dich genauso geliebt, wie meine echte Mutter! Drum sei weiterhin meine Ziehmutter. Komm zurück!, dachte Löwen-schweif. Ich sehne mich nach dir!

Neben ihr schnieften Nebelpelz und Blattsprenkel. An allem waren diese Streuner schuld. Sie hatten dem FlussClan Beute gestohlen und Schellbeere und Nebelfuß umgebracht. Schellbeere hatten sie in einem hohlen Baumstamm gezerrt und Nebelfuß im See versenkt. Heute hatten Heckenglut und Donnerschlag sie entdeckt und aus dem Wasser gezogen.

„Katzen des FlussClans“, begann Leopardenstern, „Nebelfuß war viele Blattwechsel lang meine Zweite Anführerin. Viele kannten sie nur als meine Stellvertreterin. Es schmerzt mich sehr, dass ich jetzt sofort einen neuen Zweiten Anführer ernennen muss.

Ich spreche diese Worte vor den Geistern meiner Ahnen und vor Nebelfuß, damit sie meine Wahl vernehmen und billigen können. Nebelpelz wird die neue Zweite Anführerin des FlussClans sein.“

Löwenschweif sah, wie Nebelpelz erst überrascht aufblickte und dann ein Ausdruck des Stolzes über ihr Gesicht wanderte. Sie blickte auch ein bisschen unsicher, ob sie dieser Aufgabe wohl gerecht werden könne. Sie erhob sich auf die Pfoten und verneigte sich vor Leopardenstern.

„Ich danke dir“, miaute sie. „Es wird mir eine Ehre sein, dir und unserem Clan zu dienen, auch wenn mir klar ist, dass ich Nebelfuß nicht ersetzen kann.“

„Du bist zwar noch jung,“, erklärte Leopardenstern, „aber in den letzten Monden hast du dich als ehrenhafte Kriegerin erwiesen.“

 

„Löwenschweif! Du führst die Jagdpatrouille an, denn du bist die beste Jägerin des Clans. Ich möchte, dass du Blattsprenkel und Taubenschrei mitnimmst.“, befahl Nebelpelz. Sie vergaß nichts: Sie schickte jeden Tag Grenzpatrouillen und Jagdpatrouillen los und achtete darauf, dass die Mentoren oft genug mit ihren Schülern trainierten.

Mentoren, dachte Löwenschweif, warum hatte Nebelpelz schon jemanden ausbilden dürfen und wir nicht? Weißschweif ist ein toller Krieger geworden, aber  Leopardenstern kann Nebelpelz ja nicht immer bevorzugen. Oder hatte sie das nur getan, damit Nebelpelz Zweite Anführerin werden konnte? Hatte sie Nebelfuß’ Tod geahnt?

Löwenschweif wusste es nicht. Sie lief zu Blattsprenkel und Taubenschrei und einen Moment später verschwanden die drei im Unterholz. Löwenschweif jagte in der Nähe vom Weg zum Mondsee. Sie roch DonnerClan und huschte durch die Büsche und sah einen hellgrauen mit dunkleren Flecken und einen golden getigerten Kater.

„Du weißt doch gar nicht, wie das ist, Farnpelz!“, fauchte der graue Kater.

„Natürlich weiß ich das, du Mäusehirn. Ich liebe Ampferschweif, Aschenpelz!“, antwortete Farnpelz „Aber verlieb dich nicht in eine FlussClan-Katze. Ich finde es schon viel zu gewagt, dass wir hier so einfach durch das WindClan-Territorium streunen.“

„Erstens: Sie kommt aber zu drei Vierteln aus dem DonnerClan und zweitens: Es ist und erlaubt zur Insel zu gehen! Drittens: Du kommst ja nur mit, weil du versuchst, mich abzuhalten.“

Löwenschweifs Augen wurden groß vor Erstaunen. Es musste eine ihrer Schwestern sein, in die Aschenpelz verliebt war.

„Ihr goldbraunes Fell und die grünen Augen sind so hübsch. Sie sieht aus wie eine Katze aus dem LöwenClan.“, schwärmte Aschenpelz.

„Deswegen heißt sie ja auch Löwenschweif, du dummes Fellknäuel.“, brummte Farnpelz.

Löwenschweif fiel vor Erstaunen fast um. Aschenpelz war in sie verliebt! Und wenn sie nachdachte, merkte sie, dass auch sie Aschenpelz ziemlich hübsch fand.

Farnpelz verschwand im Unterholz und Aschenpelz rief: „Löwenschweif! Ich weiß, dass du da bist.“

Löwenschweif kroch aus dem Büschen und lief verlegen zu Aschenpelz.

„Komm heute Nacht zur Insel. Ich werde da sein.“, sagte Aschenpelz.

„Und ich werde kommen“, versprach Löwenschweif und verschwand im Unterholz. Sie hatte viel nachzuholen, da sie bisher nur drei Fische und ein Eichhörnchen gefangen hatte.

 

„Von diesem Tag, bis sie sich ihren Kriegernamen verdient hat, heißt diese Schülerin Libellenpfote, zu Ehren ihres schillernden Fells.“

Blattsprenkel legte stolz den Schwanz um ihre Tochter.

Leopardenstern sprach weiter: „Löwenschweif, du bist Federschweifs und Eisnebels Schülerin gewesen. Sie haben dich gut ausgebildet und du bist zu einer loyalen und mutigen Kriegerin geworden. Ich hoffe, du wirst einige dieser Eigenschaften an Libellenpfote weitergeben.“

Sanft berührte Löwenschweif Libellenpfotes Nase.

Endlich habe ich eine Schülerin, jubelte Löwenschweif innerlich.

 

Löwenschweif erwachte und sah Nebelpelz neben sich sitzen.

„Was wirst du heute mit Libellenpfote unternehmen?“, fragte Nebelpelz.

„Ihr den Wald zeigen.“, antwortete Löwenschweif.

„Ist es okay, wenn ich und Steinpfote mitkommen? Er ist ja auch erst seit vorgestern Schüler und es wird ihm nicht schaden, wenn er noch mal die Grenzen einprägt.“

„Klar, könnt ihr mitkommen.“

Libellenpfote schlief noch fest, als Löwenschweif in den Bau der Schüler ging.


„Libellenpfote!“, rief sie leise und sofort hob die schillernd-weiße Katze den Kopf. Einen Augenblick später stürmte die kleine Schülerin aus dem Bau, hellwach und begeistert.

„Was machen wir heute?“, wollte sie wissen und blickte mit gespitzten Ohren zu ihr auf.

Ich hatte mir gedacht, ich nehme dich auf eine Tour durch das FlussClan-Territorium. Hast du Hunger?“

„Nein!“ Libellenpfote schüttelte den Kopf.

„Aha, gut. Dann essen wir später. Also los, folge mir.“

„Ja, Löwenschweif“. Die junge Kätzin blickte zu ihr hoch.

Libellenpfote fegte an Löwenschweif vorbei durch den Schilftunnel, und diese musste losrennen, um Libellenpfote einzuholen.

„Ich dachte, ich wäre die Mentorin!“, schnurrte Löwenschweif.

Libellenpfote kletterte die Felsen hoch.

„Aber ich will die Aussicht von ganz oben sehen“, erklärte sie.

Löwenschweif sprang hinter ihr her, überholte sie mit Leichtigkeit und kletterte bis ganz nach oben, wo Löwenschweif sich hinsetzte und auf Libellenpfote wartete. Sie wusch sich eine Vorderpfote und behielt Libellenpfote im Auge, die mühsam von einem Felsen zum anderen kletterte. Als sie bei Löwenschweif ankam, keuchte sie, war aber völlig begeistert.

„Schau dir nur den Fluss an. Er sieht aus, als wäre er aus Sternen gemacht.“

Sie hatte recht. Die Wellen funkelten im Sonnenschein golden.

„Du solltest versuchen deine Kräfte einzuteilen.“, riet Löwenschweif ihr. „wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“

„Oh, ja, in Ordnung. Und wohin jetzt?“ Mit ungeduldigen Pfoten knetete sieden Boden, schon bereit, weiter durch das Schilf zu eilen.

„Folge mir“, befahl Löwenschweif und kniff übermütig die Augen zusammen. „Und diesmal meine ich wirklich folgen!“

Sie ging den Pfad am Rand der Felsen entlang zu der Kuhle mit dem getrockneten Schilf, in der sie jagen und zu kämpfen

gelernt hatte.

„Hier finden die meisten Trainingseinheiten statt.“

„Was werde ich als erstes lernen?“, wollte Libellenpfote wissen, aber auf eine Antwort wartete sie nicht. „Ist der Teich schon zugefroren? Komm, lass nachschauen, ob das Eis schon da ist!“

Sie stürmte die Kuhle hinab und lief auf die gegenüberlie-genden Felsen zu.

„Das zeige ich dir ein andermal!“, rief ihre Mentorin ihr nach.

Aber Libellenpfote rannte weiter und Löwenschweif musste hinter ihr her die Steigerung hinaufspurten.

 

„Löwenschweif, wir müssen reden!“, meinte Nebelpelz. „Du verheimlichst etwas. Das merkt jede Katze. Ich verstehe, wenn du es nicht öffentlich sagen willst, aber mir kannst du es erzählen.“

Löwenschweif zuckte überrascht mit dem Schwanz, dann knurrte sie: „Wenn ich mir da so sicher sein könnte!“

„Das kannst du! Ich werde es auch nicht Leopardenstern erzählen. Du bist außerdem merkwürdig. Dauernd bist du erschöpft und musst dich ausruhen. Erzähl es mir!“

„Na gut!“, brummte Löwenschweif. „Ich liebe Aschenpelz.“

„Aus dem DonnerClan?“, Nebelpelz riss erstaunt die Augen auf.

„Ja, aus dem DonnerClan. Ich erwarte Junge von ihm.“

„Deswegen bist du so erschöpft! Du musst in die Kinderstube ziehen. Löwenschweif, du weißt, dass eine Königin nicht sagen muss, wer der Vater der Jungen ist.“

„Ich bin kein Mäusehirn.“, brummte Löwenschweif.

„Ich werde es Leopardenstern sagen. Ich erzähle ihr nichts von Aschenpelz.“

Löwenschweif kauerte sich zusammen. Wie lange hätte sie es wohl noch geschafft, die Sache geheim zu halten?

 

„Löwenschweif!“, weckte Blattsprenkel Löwenschweif sanft. „Du hast Besuch. Und zwar einen, den keiner erwünscht.“

Vor Löwenschweif stand Aschenpelz.

„Musst du mich so in Schwierigkeiten bringen?“, fauchte

Löwenschweif.

„Ich wollte schauen, ob die Junge schon da sind. Wenigstens eines werde ich mit zum DonnerClan nehmen.“

„Keiner weiß, dass du der Vater von diesen Jungen bist. Du hast mich benutzt, weil Eichhornschweif in Brombeerkralle verliebt ist. Und jetzt denkst du, ich würde dir so einfach eins meiner Jungen schenken? Das kann nicht dein Ernst sein!“

Ich...“, begann Aschenpelz, doch er wurde von Leopardenstern unterbrochen.

„Löwenschweif! Die Jungen werden zwar im FlussClan aufgezogen, doch sie besitzen fast nur DonnerClan-Blut.“

„Sie kommen zu einem Achtel aus dem FlussClan.“

„Ein Achtel! Was ist das schon?“, fauchte Leopardenstern. „Werden sie schwimmen und fischen können wie eine FlussClan-Katze? Wir wissen es nicht. Doch wie konntest du nur das Gesetz der Krieger so doll brechen?!“

„Es tut mir leid, Leopardenstern“, Löwenschweif senkte den Kopf.

„Leid tun fängt keine Beute“, meinte Leopardenstern und ging mit hoch erhobenen Kopf aus der Kinderstube.

„Du hast alles nur noch schlimmer gemacht, Aschenpelz. Verschwinde!“, fauchte Löwenschweif.

 

„Und wie willst du die beiden nennen?“, fragte Blattsprenkel neugierig. Die Namen ihrer neuen Jungen standen fest. Blattsprenkel hatte vier Tage lang gegrübelt und endlich wusste sie es. Die kleine, goldbraune sollte Goldjunges heißen, wegen ihres Fells. Der kleine grau-braun gefleckte sollte Grasjunges heißen. Löwenschweif hatte sich den Kopf zerbrochen,  um sich Namen auszudenken, jedoch erfolglos. Doch plötzlich fielen ihr auf Blattsprenkels Frage hin, gute ein. Die kleine cremefarben-sandfarbene Kätzin sah genau aus wie Sandsturm, nur das Sandsturm vollkommen sandfarben war. Der kleine, vollkommen schwarze Kater mit den grünen Augen erinnerte sie an Rabenpfote.

„Sandjunges und Rabenjunges“, verkündete Löwenschweif feierlich.

„Das sind schöne Namen“, meinte Blattsprenkel. „Komm zurück, Goldjunges! Du bist noch keine Kriegerin, die Jagdpatrouillen anführt!“ Sie schnurrte. Die beiden kleinen waren ihr zweiter Wurf nach Libellenschweif. Sie hatte es nur schwer verkraftet, das Libellenschweifs Schwester Federjunges vom Fuchs getötet worden war.

 

„An diesem Mondhoch kommen wir zusammen, um neuen Schülern ihre Namen zu geben. Tretet vor, ihr vier.“

Rabenjunges, Goldjunges und Grasjunges tappte zögerlich vor während Sandjunges hervorschoss.

„Von diesem Tag an und bis zu sie sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird diese Schülerin Sandpfote heißen. Libellenschweif“, sagte Leopardenstern, „du bist bereit für deinen ersten Schüler. Du wirst Sandpfote übernehmen. Du hast viel von Löwenschweif gelernt und bist tapfer und weise. Ich erwarte von dir, dass du einige dieser Eigenschaften an Sandpfote weitergibst.

Und dieser Schüler“, wandte sich Leopardenstern an Rabenjunges. „wird Rabenpfote heißen.“

Rabenpfote rührte sich nicht und gab auch kein Laut von sich.

„Blattsprenkel! Du wirst Rabenpfotes Mentorin sein. Moospelz ist dir eine tolle Mentorin gewesen und ich hoffe, dass du dein Wissen und deine Weisheit an Rabenpfote weitergibst.

Diese Schülerin wird Goldpfote heißen. Nebelpelz! Du bist zwar erst seit ein paar Tagen nicht mehr die Mentorin von Steinkralle, doch du bist eine gute Zweite Anführerin und ich glaube, dass du diese Aufgabe bewältigen wirst. Sturmpelz hat dir alles beigebracht, was du brauchst und ich hoffe du tust das gleiche bei Goldpfote.

Dieser kleine Schüler wird Graspfote heißen. Löwenschweif! Du wirst Graspfotes Mentorin sein. Gib deine Fähigkeit zu Jagen und deinen Mut an Graspfote weiter.“

Löwenschweif war glücklich. Leopardenstern bevorzugte Nebelpelz nicht mehr so doll und sie hatte jetzt schon ihren zweiten Schüler.

Kapitel 2 - Frühe Liebe

„Ich fühle mich hier nicht heimisch! Der DonnerClan ist besser! Ich bin neulich für drei Tage dort geblieben. Schau doch nur, wie uns manche hier angucken! Als wären wir fremd. Dabei können wir doch wirklich nichts dafür, dass wir zu 7/8 aus dem DonnerClan kommen.“, miaute Sandpfote.

„Das stimmt überhaupt nicht! Was denkst du wie unsere Mutter sich fühlen würde, wenn du weg wärst. Ich bitte dich! Geh nicht!“, sagte Rabenpfote.

„Doch ich gehe! Am besten jetzt gleich.“ Und damit verschwand Sandpfote im Unterholz.

Rabenpfote schaute ihr hinterher, als würde sein Herz zerspringen. Er trottete ins Lager und erzählte alles Löwenschweif.

Sie sagte: „Wenn sie es so will, dann ist es ihre Entscheidung“ Doch auch ihre Augen füllten sich mit Trauer.

 

Graspfote kam angerannt und fragte: „Löwenschweif! Wann trainieren wir wieder? Und was ich noch fragen wollte...wisst ihr wo Sandpfote ist?“

„Graspfote, es gibt eine schreckliche Nachricht: Sandpfote hat sich dazu entschieden, den Clan zu verlassen.“

„Was?“ Graspfote schaute auf einmal ganz traurig. Rabenpfote war sein bester Freund, doch er hatte Sandpfote gern gemocht. Löwenschweif hatte ihm erzählt, Eichhornschweif, seine Tante, sei genauso störrisch und nervig gewesen, als sie noch eine Schülerin war. Sie waren zusammen auf Jagdpatrouillen gewesen und hatten zusammen die Strafarbeiten ausgetragen. Und nun war sie weg.

„Es wird mich etwas ablenken und dich auch, wenn wir trainieren. Hast du noch unseren Stammbaum im Kopf?“

„Naja, es geht. Blaustern aus dem DonnerClan verliebte sich in Eichenherz. Rotschweif bekam mit Goldblüte ein Kind und Feuerstern und seine Schwester Prinzessin wurden von zwei

Hauskätzchen geboren, die Jake und Nutmeg hießen. Blaustern

und Eichenherz’ Junge heißen Nebelfuß und Steinfell und Goldblütes Tochter heißt Sandsturm. Nebelfuß paarte sich mit Bleifuß und bekam ein Kind namens Schwarzpelz. Sandsturm paarte sich erst mit Steinfell und ihre Kinder heißen Nebelpelz, Löwenschweif und Blattsprenkel. Dann paarte sie sich mit Feuerstern und ihre Kinder heißen Blattsee und Eichhornschweif. Feuersterns Schwester Prinzessin paarte sich mit einem anderen Hauskätzchen, dass Samuel hieß und bekam Wolkenschweif, den Feuerstern mit in den DonnerClan nahm. Wolkenschweif paarte sich mit Lichtherz und bekam eine Tochter namens Weißflug. Aber das ist unwichtig. Nebelpelz paarte sich mit Schwarzpelz und bekam ein Junges, dass im Moment noch kein Krieger ist und Silberjunges heißt. Löwenschweif paarte sich mit Aschenpelz aus dem DonnerClan und bekam zwei Kinder, nämlich Rabenpfote und Sandpfote. Blattsprenkel paarte sich mit Weißschweif und bekam als Kinder Libellenschweif, Goldpfote und mich. Blattsee ist eine Heilerin, darum kann sie keine Junge bekommen. Eichhornschweif paarte sich mit Brombeerkralle und bekam Häherpfote, Löwenpfote und Distelpfote.“

„Das kannst du dir alles merken?“, fragte Rabenpfote bewundernd.

„Der einzige Fehler war bei Silberjunges. Du vergisst, dass sie seit gestern Schülerin ist.“, korrigierte ihn Löwenschweif. „Aber der Rest: Absolut bewundernswert. Ich habe Monde gebraucht bis ich das konnte. Ich hatte dafür dann statt den Kindern meiner Familie musste ich dann noch Blausterns Eltern aufzählen und so.“

„Oh, ja, stimmt! Silberpfote, meine ich“, sagte Graspfote.

Silberpfote kam hereingeschlendert und fragte: „Habt ihr Schwarzpelz gesehen, ich würde gern trainieren.“

„Er ist auf Patrouille, doch er hat mich gebeten mit dir zu trainieren.“, miaute Nebelpelz, die gerade hereinkam. „Rabenpfote, dich soll ich mitnehmen, denn Blattsprenkel ist ebenfalls auf Patrouille.“

Nebelpelz leckte Silberpfote liebevoll übers Ohr. Rabenpfote

stand auf und ging zu Silberpfote. Wie hübsch sie doch war!

„Rabenpfote! Ich weiß du kennst das Territorium, doch es schadet dir nicht es noch mal zu sehen.“

Sie gingen aus dem Lager und Nebelpelz zeigte Silberpfote das Territorium. Auf dem Rückweg trabte Nebelpelz vor und Silberpfote huschte zu Rabenpfote.

„Rabenpfote! Ich muss dir etwas sagen. Ich bin zwar zu jung dafür und du auch. Schließlich bin ich erst 6 Monde und du nur 6 einhalb. Sag davon nichts meiner Mutter. Ich streng mich ja an, genauso ehrenhaft zu sein wie sie. Sie würde durchdrehen, wenn sie es wüsste. Aber...Ich liebe dich. So nun weißt du’s.“ Sie huschte wieder davon zu ihrer Mutter. Sie sah ihr wirklich ähnlich. Rabenpfote liebte sie auch. Und er wusste, was sie jetzt durchzustehen hatten. Sie mussten beide hart trainieren, damit sie bald Krieger wurden und sich offiziell lieben durften. Er lief ins Lager und rollte sich im Bau der Schüler zusammen.

Am nächsten Morgen lief er zu Moospelz und fragte: „Weißt du, wo Silberpfote ist?“

„Natürlich. Schwarzpelz, Dornenkralle, Mohnblüte und Fetzohr wurden auserwählt, in die Heimat von Mitternacht zu wandern und zu schauen, ob es bald wieder Zweibeinerschwierigkeiten geben wird. In dieser Zeit wird Nebelpelz Silberpfote unterrichten. Sie hatte Leopardenstern darum gebeten. Zwar ist sie eigentlich Goldpfotes Mentorin, doch Libellenschweif hat ja keinen Schüler mehr, seit Sandpfote weg ist. Vielleicht ist Silberpfote schon eine Kriegerin, wenn Schwarzpelz zurück kommt. Eigentlich sollen Mütter ja nicht ihre Junge unterrichten, aber ich glaube nicht, dass Nebelpelz mit Silberpfote nachsichtiger sein wird.“ Sie schnurrte belustigt. „Silberpfote ist mit Nebelpelz im Wald. Sie kommen erst abends zurück und dann gehe ich mit den beiden auf Nachtpatrouille.“

„Oh“, miaute Rabenpfote enttäuscht. „Kannst du ihr dann sagen, sie soll mich morgen bei Sonnenhoch am Wasserfall treffen? Es ist eine Schüler-Angelegenheit.“

„Klar, mach ich“, sagte Moospelz hilfsbereit.

„Danke“

Rabenpfote lief zu Blattsprenkel und sie gingen zur Schilfkuhle um zu trainieren. Der Tag konnte nicht schnell genug vergehen. Abends konnte er kaum schlafen und am nächsten Morgen schienen bis Sonnenhoch Ewigkeiten zu vergehen.

 

Rabenpfote freute sich! In zwei Monden würde er wahrscheinlich zum Krieger ernannt werden. Zusammen mit Silberpfote. Sie hatte so schnell gelernt, dass sie ihn eingeholt hatte. Kein Wunder sie hatte Nebelpelz’ Blut in den Adern und diese war auch noch ihre Mentorin, denn Schwarzpelz war immer noch nicht zurück.

Silberpfote kam und leckte ihm über’s Ohr. „Komm mit“, sagte sie. Sie liefen aus dem Lager und zum Wasserfall. Dort gab es eine schöne Lichtung, der Lieblingsplatz von Rabenpfote und Silberpfote.

 

Noch einen Mond später fand Rabenpfote, wie schön es mit Silberpfote gewesen war. Sie hatten herumgetollt, zusammen gejagt und vieles mehr. Er stand auf und ging zu Silberpfotes Nest. Es war leer. Er streckte sich und lief nach draußen. Silberpfote aß gerade eine Amsel, doch als Rabenpfote genau hinsah, wusste er, dass sie nichts richtig runterkriegte. Er ging zu ihr.

„Was ist?“, fragte er.

„Ich...ach, Rabenpfote“ Sie schaute ihn verzweifelt an. „Ich bekomme Junge“

„Was? Aber wir sind Schüler!“

„Ich weiß. Und wie soll ich es meiner Mutter sagen? Wir sind noch einen Mond Schüler und dann würde ich noch ca. einen Mond brauchen um mich zu verlieben und noch einen Mond um zu merken, dass ich Junge bekomme. Wir müssen es noch drei Monde geheim halten!“

„Das schaffen wir!“, miaute Rabenpfote, doch es klang nicht sehr zuversichtlich.

 

Grasfell und Goldpelz liefen zur Kinderstube. Sie wollten Silberstreif und Rabenschweif besuchen, schließlich war das Junge jetzt eine Woche alt und alt genug, dass man es besuchen konnte. Sie

traten ein und sahen Silberstreif, die zusammengerollt in der Ecke lag. An ihren Bauch war ein schwarzes, getigertes Junge mit weißen Ohren, weißen Bauch, weißer Schnauze und weißen Pfoten.

„Silberstreif und ich haben beschlossen ihn Nachtjunges zu nennen.“, sagte Rabenschweif stolz.

Auf einmal kam, zur Überraschung aller, Sandpelz herein.

„Ich bin gekommen, um dir zur gratulieren, Bruderherz“, miaute sie.

Ihr Bauch war ungewöhnlich dick.

„Der DonnerClan scheint ja wohl genährt zu sein.“, sagte Rabenschweif.

„Nein, das ist es nicht. Ich bekomme ebenfalls Junge.“

„Na dann muss ich ja ebenfalls gratulieren“ Er leckte liebevoll ihr Ohr. „Wir nennen ihn Nachtjunges“ Er zuckte mit einem Ohr in die Richtung des Jungens.

Kapitel 3 - Zu viele Junge

Nachttatze lief zur Insel. Hier wollte er sich mit seiner Freundin Federschweif, Sandpelz’ Tochter aus dem DonnerClan, treffen. Als er ankam, saß Federschweif schon da. Sie hatte schon immer eine enge Verbindung zum SternenClan gehabt. Als sie noch ein Junges war und gerade erst die Augen geöffnet hatte, träumte sie schon von  der alten Federschweif. Sie erfuhr ihr ganzes Leben und die Tragödie, wie Federschweif gestorben war. Federschweif war eine FlussClan-Katze gewesen und die jetzige Federschweif hieß so, weil sie als Junges im Schlaf immer von Federschweif gemurmelt hatte. Viele sagten, dass ein Teil der SternenClan-Federschweif in der DonnerClan-Federschweif lebte. Sie hatte den Lebenslauf der alten Federschweif von dem Punkt an, an dem diese die Augen geöffnet hatte, bis zu ihrem Tod geträumt. Wenn Federschweif schlief, träumte sie den Tag der alten Federschweif und wenn diese schlafen ging, wachte sie am nächsten Tag auf.

Jetzt war sie einen Mond älter als die SternenClan-Federschweif geworden war und sie hatte einen halben Mond nichts vom SternenClan geträumt. Dann fing sie an vom WolkenClan zu träumen, wie er vertrieben worden war, wie sie ein neues Zuhause fanden und von den Ratten ausgelöscht wurden. Im Moment träumte sie davon, wie Feuerstern und Sandsturm kamen und den Clan wieder aufbauten.

Nachttatze schlich sich an und sprang dann mit eingezogenen Krallen auf Federschweif. Sie kullerten hin und her, bis Federschweif sich befreite. Sie sah genau aus wie ihre Vorfahrin Blaustern: Blaugrau mit eisblauen Augen.

„Hallo, Nachttatze“, sagte sie und leckte sein Ohr. „heute habe ich von Feuersterns Versammlung geträumt. Blatt, Linus, Klee und ihre

Jungen, Kratzer, Flicken, Minka und Boris wollten sich dem Clan

anschließen!“

Nachttatze interessierte das nicht, aber er tat so: „Toll!“

 

Am Abend kehrte er zurück und Nebelpelz fragte scharf: „Wo bist du gewesen?“

„Ich habe an den Grenzen patrouilliert.“, log er.

„Tja, wenn du schon dabei warst, kannst du gleich auch noch damit weiter machen“, fauchte sie.

Nachttatze war kein guter Lügner.

„Geh mit Rabenschweif und Weißschweif auf Grenzpatrouille. Na los, worauf wartest du?“

Nachttatze lief zu seinem Vater und Weißschweif. Sie liefen der Grenze entlang und erneuerten die Duftmarkierungen. Plötzlich hörten sie einen Schrei: „Beere, nein!“

Eine sand- bis beigefarbene Kätzin sprang in den Fluss zu einem hilflosen, braun getigerten Jungen. Die Mutter war so abgemagert, dass man jede einzelne Rippe sah. Sie packte das Junge und ging durch das Gewicht unter. „Wir müssen sie retten!“, rief Nachttatze.

„Aber sie ist unbefugt in unser Territorium eingedrungen.“, knurrte Rabenschweif.

Nachttatze überlegte nicht lang und sprang ins Wasser. Mit kräftigen Zügen schwamm er zu der Stelle, an der die Kätzin untergegangen war, tauchte unter und nahm sie am Nackenfell.

„Mein Junge!“, keuchte sie.

„Ich übernehme sie“, sagte Weißschweif, der plötzlich neben Nachttatze aufgetaucht war, und er ließ los, schwamm zu dem Jungen und packte es fest. Aus dem Augenwinkel sah er Rabenschweif, der die zwei anderen Jungen beruhigte und mit ihnen den Bach überquerte. Nachttatze legte das Junge sanft in den Sand und raute das Fell gegen den Strich auf, um es zu wärmen. Es würgte und spuckte einen Schwall Wasser aus. Weißschweif legte die Kätzin neben das Junge. Sie zitterte, schien jedoch unverletzt zu sein.

„Wie heißt du?“, fragte Weißschweif.

„Sabbia“, hustete sie. „Und das sind Salbei, Kiesel und Beere.“

„Komm, wir gehen ins Lager.“, miaute Rabenschweif. „Nachttatze, du nimmst das graue Junge mit dem langen Fell, ich nehme das schwarze und Weißschweif das braun getigerte. Dazu stützen wir alle Sabbia.“

Sie trotteten ins FlussClan-Lager und brachten die Junge zu Rauchschweif, einer Königin mit vier Jungen, die Salbei, Kiesel und Beere säugte, weil Sabbia zu schwach dazu war.

 

Sabbia hatte ihnen ihre Geschichte erzählt, wie sie vom WolkenClan träumte, wodurch sie sich eng mit Federschweif befreundete, wie sie und ihre Jungen sich aufmachten, um den Clan zu suchen, wie sie durch das SchattenClan-Territorium liefen und gnadenlos verjagt wurden, wie sie am Flussrand eine Verschnaufpause machten und Beere auf einem lockeren Stein ausrutschte und ins Wasser fiel.

Nachttatze hatte alle Hände voll zu tun, denn er hatte sich bereit erklärt, für Sabbias Junge zu sorgen, was ja kein Problem war, bis Federschweif von ihm vier Junge bekam und nun kümmerte er sich um sieben Junge, denn Federschweif war der Milchfluss ausgeblieben und sie wollte, dass die Jungen im FlussClan aufwuchsen. Sie hatten ihre Junge nach Federschweifs Lieblingskatzen aus dem WolkenClan benannt. Federschweif wohnte im Moment ebenfalls im FlussClan, um sich um Sabbia zu kümmern. Leopardenstern hätte das nie erlaubt, doch sie war vor einem Mond an Schwarzem Husten gestorben, der ihre letzten Leben vollkommen aufbrauchte. Auch Nebelstern hatte man stundenlang überreden müssen.

„Sabbia will gehen“, sagte Federschweif voller Trauer zu Nachttatze. „doch ihre Jungen sind zu klein. Sie möchte sie hierlassen und den WolkenClan suchen. Ich werde mit ihr gehen und wenn wir ihn finden, werden wir uns ihm anschließen.“

Damit lief sie zu Sabbia und die beiden verschwanden im Unterholz. Nachttatze würde Federschweif nie vergessen. Echojunges kam und drückte ihre Schnauze in Nachttatzes Fell. Nun kamen auch Regenjunges, Kleejunges und Blütenjunges angetapst.

„Nun gehört ihr zum FlussClan.“, sagte Nachttatze leise zu Beere, Kiesel und Salbei und seine Stimme war voller Trauer.

 

„Nicht so wild, Beerenjunges!“, rief Rauchschweif. Ihre Junge waren schon lange Schüler, doch sie hatte alle Pfoten voll zu tun mit den sieben.

Beerenjunges lieferte sich gerade einen Kampf mit Regenjunges und Kleejunges.

„Los, Kleejunges! Jetzt bist du Feuerstern, ich bin Geißel und Beerenjunges ist Knochen.“, rief Regenjunges vergnügt, dem Beerenjunges’ Schlag nichts ausgemacht hatte.

„Hey, wir spielen mit!“, riefen Blütenjunges und Echojunges. „Ich bin Weißpelz und Blütenjunges ist Tigerstern!“

„Und wir sind aus dem BlutClan!“, miauten Kieseljunges und Salbeijunges.

Die drei hatten sich gut eingelebt, obwohl sie erst seit vier Monden hier lebten, und ihre Mutter sie vor einem Mond verlassen hatte. Aber immerhin waren sie nicht der einzige Wurf, der im Stich gelassen worden war, doch auch Regenjunges, Blütenjunges, Kleejunges und Echojunges kamen damit zurecht. Federschweif hatte eh kaum Zeit für sie gehabt und konnte sie auch nicht säugen. Fast die ganze Zeit musste sie Sabbia aufpäppeln und sonst unterhielt sie sich mit ihr über den WolkenClan oder sie gaben sich die Zungen. Nachttatze und Rauchschweif hatten also die ganze Zeit über etwas zu tun gehabt. Nachttatze konnte weder auf Jagd- noch auf Grenzpatrouillen gehen, denn ständig machte irgendein Junges Dummheiten.

„Rauchschweif, ich gehe mit meinen Jungen zu den Ältesten, damit die ihnen eine Geschichte erzählen. Dann komme ich wieder und spiele etwas mit Kieseljunges, Salbeijunges und Beerenjunges, damit du dich etwas ausruhen kannst.“, sagte Nachttatze.

Rauchschweif nickte nur. Nachttatze lief nach draußen und rief seine Jungen.

„Ich möchte die Geschichte hören, wie Feuerstern den WolkenClan wieder aufgebaut hat.“, miaute Echojunges und schmiegte sich in Nachttatzes Fell. Keines seiner Junge sah aus wie seine Mutter oder sein Vater, sie sahen alle aus wie ihre Namensvetter: Echojunges war silbern gestreift mit grünen Augen, Regenjunges war hellgrau mit dunkleren Flecken, Kleejunges war hellbraun mit weißem Bauch und weißen Beinen und Blütenjunges war hellgrau.

„Sie möchten die WolkenClan-Geschichte“, sagte Nachttatze zu Moospelz und diese lud die Jungen mit einem Schwanzschnippen dazu ein, sich zu setzen.

Nachttatze trottete zu Sabbias Jungen, die gerade BlutClan spielten.

„Kommt!“, miaute er. „Wir...“

Weiter kam er nicht, denn Beerenjunges sprang auf seinen Rücken  und Kieseljunges jagten den Schwanz des muskulösen Katers. Salbeijunges fuhr mit eingezogenen Krallen über die schwarze Schulter, doch Nachttatze rollte sie alle mühelos ab.

Er gab jedem einen kleinen Klaps aufs Ohr und sagte: „Ich dachte, ich zeige euch Jagdkauern.“

„Au, ja!“, jubelte Kieseljunges.

Sofort verfiel Nachttatze in ein geübtes Kauern, so dass seine Pfoten kaum den Boden berührten. Die drei Jungen machten es ihm voller Freude nach, doch Müdigkeit übermannte ihn. Er hatte vier Tage lang nicht geschlafen, da die Jungen so wild waren.

Rabenschweif kam und meinte zu seinem Sohn: „Komm, ich kümmere mich um den Haufen. Leg dich schlafen.“

Nachttatze lief zur Kinderstube, drehte sich zwei mal in seinem Nest, rollte sich zusammen und war sofort eingeschlafen.

Kapitel 4 - FlussClan oder WolkenClan?

„Von diesem Tag an, werden diese Schüler Kieselpfote, Beerenpfote,  Salbeipfote, Regenpfote, Kleepfote, Blütenpfote und Echopfote heißen. Frostpelz, du wirst Kieselpfotes Mentorin sein. Du hast viel von Löwenschweif gelernt und ich hoffe du gibst einige deiner Eigenschaften weiter. Grasfell, du wirst Salbeipfotes Mentor sein. Goldpelz, du wirst Beerenpfotes Mentorin sein. Silberstreif, du wirst Echopfotes Mentorin sein. Ahornpelz, du wirst Regenpfotes Mentor sein. Morgenfell, du wirst Kleepfotes Mentorin sein. Mauseschweif, du wirst Blütenpfotes Mentorin sein. Ich vertraue auf euch, dass ihr euren Schülern alles beibringt, was sie wissen müssen.“, rief Nebelstern vom Schilfstein herab.

Die Schüler begrüßten ihre Mentoren, dann gingen alle, bis auf die Nachtpatrouille, schlafen. Der Bau der Schüler war zu elft etwas eng, doch Lichtpfote, Schilfpfote, Eschenpfote und Astpfote waren mit ihrer Ausbildungen zu Kriegern fast fertig.

„Übermorgen ist es soweit!“, jubelte Eschenpfote.

„Psst!“, macht Lichtpfote. „Andere möchten schlafen.“

Nachttatzes Junge schliefen dicht aneinander und Rauchschweifs und Sabbias Junges taten es ihnen gleich, damit genug Platz da war.

Am nächsten Morgen lief jeder zu seinem Mentor und alle machten etwas anderes, damit man sich nicht in die Quere kam.

Kieselpfote war immer etwas schüchtern, doch durch Frostpelz, die die mutigste Kriegerin des Clan war, gewann er an Mut. Beerenpfote war muskulös und lernte schnell Kampfübungen, doch im Jagen musste er viel trainieren. Salbeipfote war sehr unsicher und vertraute sich selbst kaum. Grasfell bemühte sich sehr mit ihm und irgendwann bekam Salbeipfote das fehlende Selbstvertrauen. Regenpfote war stark und lernte sehr schnell. Kleepfote und Blütenpfote waren schlau und hatten einen scharfen Geruchssinn. Echopfote war weise und in der Jagd kaum zu übertreffen. Nie kam sie mit weniger als 6 Fischen zurück.

Doch alle verspürten den Wunsch, ihre Mütter zu suchen.

Eines Tages sagte Regenpfote: „Kommt! Wir gehen zum DonnerClan und fragen Feuerstern nach dem Weg zum WolkenClan.“

„Das ist nicht nötig. Federschweif hat mir, bevor sie gegangen sind ‚Immer den Fluss runter’ zugeflüstert. wir gehen also einfach ins alte Territorium und folgen dem Fluss.“, erwiderte Echopfote. „Kommt, wir sagen es Mottenflügel und fragen sie nach dem Weg. Sie wird es verstehen.“

 

„Hier müssen die Grenzen sein.“, sagte Kieselpfote und schnüffelte.

Plötzlich hörten sie ein Fauchen: „Eindringlinge!“

Ein goldbrauner Kater sprang auf Regenpfote und drückte ihn auf den Boden.

„Was macht ihr hier?“, knurrte er.

„Wir wollen zu Federschweif und Sabbia.“, erklärte Echopfote ruhig.

„Woher wisst ihr von Federschweif und Sandfell?“, fragte eine hellgraue, die genau so aussah wie Blütenpfote.

„Wir sind ihre Junge!“, miaute Beerenpfote.

Der Goldbraune ließ Regenpfote los und befahl: „Kommt mit ins Lager!“

Sie liefen in ein Lager aus Felsen und Höhlen. Federschweif trat in diesem Moment aus einem Bau ganz oben und blickte auf die ankommende Patrouille. Als sie ihre Junge sah, sprang sie die Felsen herab und presste ihre Schnauze an Regenpfotes.

„Sandfell, komm her!“, rief sie.

Sabbia, die jetzt anscheinend Sandfell hieß, kam aus einem Bau weiter unten und ließ ihren Blick über die Truppe wandern. Dann rannte sie los und schmiegte sich an ihre Jungen

„Ihr seid jetzt Schüler, oder?“, sagte sie voller Stolz.

Kieselpfote nickte nur.

„Kommt mit zum Bau der Schüler. Dort sind Sandpfote und Feuerpfote. Sie wurden nach Sandsturm und Feuerstern benannt.“

„Warum wohnst du nicht im gleichen Bau wie Federschweif?“, fragte Beerenpfote.

„Ich bekam wieder Junge“, schnurrte Sandfell. „Ich lernte Ameisenpelz aus dem WindClan kennen, als ich mit auf einer Großen Versammlung war. Tupfenjunges und Dunkeljunges sind jetzt schon so schnell wie der WindClan.

Also, ich stelle euch alle vor. Die hellgraue Kätzin ist Blütenduft. Sie kümmert sich um die Königinnen. Der goldbraune ist Scharfkralle, er ist Zweiter Anführer. Die hellbraune Kätzin mit weißem Bauch und weißen Beinen ist Kleeschweif. Die silbern gestreifte ist Echoklang, unsere Heilerin. Der dunkelgraue ist Salbeibart und daneben ist seine Schwester Minzschweif. Die weiße Kätzin ist Bienenwolke, der schwarze ist Kieselschatten und der Kater neben ihm ist Hoppelfeuer. Dann gibt es noch Flickenfuß, Spitzmauszahn, Beerenpelz, Flechtenpelz und so weiter. Wir müssen Blattstern fragen, ob ihr bleiben könnt.“

 

„Warum wollt ihr schon wieder gehen?“, fragte Federschweif empört.

„Mutter!“, miaute Echopfote verzweifelt. „Es war toll bei dir zu sein und ein Mitglied des WolkenClans zu sein, aber unsere Herzen gehören zum FlussClan.“

„Und was ist mit Sandfells Jungen? Wollen sie auch gehen? Sie haben hier ihre Halbgeschwister und sind sowieso nur eine kurze Zeit beim FlussClan gewesen.“

„Sie werden mit uns gehen.“

Echopfote war enttäuscht. Warum verstand ihre Mutter das nicht? Und warum vermisste sie den DonnerClan nicht?

„Haben sie es schon Tupfenpfote und Dunkelpfote gesagt?“

„Sie sagen es ihnen und Sandfell gerade.“

Echopfote wandte sich ab und lief zu ihren Geschwistern.

„Und wie lief es?“, fragte Regenpfote.

„Nicht gut. Warum kann sie nicht verstehen, wie wir uns fühlen? Sie denkt, dass wir nur wegen ihr gehen wollen.“

„Ich versuch es noch mal“, sagte Regenpfote.

Er strich Echopfote mit seinem grauen Pelz an der Flanke entlang. „Wir schaffen das schon!“, miaute er.

 

Die Abendsonne tauchte alles in ein tiefes Rot. Blütenpfote kam zurück. Sie schüttelte den Kopf als Zeichen, dass sie es nicht geschafft hatte. Regenpfote und Kleepfote waren genauso erfolglos gewesen wie Echopfote und Blütenpfote. Keiner hattees geschafft Federschweif zu überzeugen. Jetzt hatten sie ihre ganze Zeit damit verschwendet, mit ihrer Mutter zu reden. Regenpfote führte die letzte Jagdpatrouille im WolkenClan an und die anderen acht erhoben sich schwerfällig. Bei Beerenpfote, Kieselpfote und Salbeipfote war es nicht besser verlaufen. Ihre Mutter hatte sie zwar verstanden, aber im Gegensatz zu Federschweif hatte sie all ihre Gefühle für ihre Junge gezeigt. Sie hatte sie abgeleckt und geschnieft und noch schlimmer war es bei Tupfenpfote und Dunkelpfote gewesen, die jetzt still neben ihren Geschwistern herliefen. Es gab kaum Beute und alles was sie fingen waren drei Eichhörnchen und eine alte, zähe Amsel.

Am nächsten Morgen streckten sie sich alle und waren bereit zum Aufbruch. Salbeipfote, Kieselpfote und Beerenpfote hatten sich eigentlich noch von Dunkelpfote und Tupfenpfote verabschieden wollen, doch die zwei waren schon auf Patrouille.

 

„Hey! Seht nur! Wir sind schon fast im FlussClan-Territorium!“, rief Regenpfote.

„Aber nicht mehr lange, wenn du so herumschreist.“, knurrte Beerenpfote. „Willst du und gleich den ganzen WindClan auf den Hals hetzen?“

Sie kamen am Wasserfall an und der wunderschönen Lichtung, wo Nachttatze sie immer mit hingenommen hatte. Er hatte erzählt, hier hätten sich seine Eltern immer getroffen, als sie noch Schüler waren. Echopfote stöhnte. Sie konnte gar nicht mehr zählen, wie oft sich Regenpfote und Beerenpfote stritten. Konnten sie sich nicht einfach still freuen, dass sie bald zu Hause waren?

 

„Ich, Nebelstern, Anführerin des FlussClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese sieben Schüler herabzuschauen. Sie haben hart trainiert, um eurem edlen Gesetz gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Krieger. Regenpfote, Kleepfote, Blütenpfote, Echopfote, Beerenpfote, Kieselpfote, Salbeipfote, versprecht ihr, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu schützen, selbst wenn es euch das Leben kostet?“

„Ich verspreche es“, sagte Echopfote mit fester Stimme.

„Ich verspreche es“, piepste Blütenpfote.

„Ich verspreche es“, meinten auch die anderen.

„Dann gebe ich euch mit der Kraft des SternenClans eure Kriegernamen. Regenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Regenpelz heißen. Der SternenClan ehrt deine Tapferkeit und deinen Mut und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im FlussClan willkommen.“

Nebelstern trat vor und legte ihre Schnauze auf Regenpelz’ gesenkten Kopf. Regenpelz bückte sich tiefer, um ihre Schulter ehrerbietig zu lecken.

„Kleepfote, von diesem Augenblick an wirst du Kleeschweif heißen. Der SternenClan ehrt dein Wissen und deine Weisheit und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im FlussClan willkommen.“

Sie legte die Schnauze auf Kleeschweifs Kopf, dann sagte sie: „Echopfote, von diesem Augenblick an wirst du Echoklang heißen. Der SternenClan ehrt deine Fähigkeit zu Jagen und deinen Mut und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im FlussClan willkommen.

Blütenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Blütenduft heißen. Der SternenClan ehrt deine Weisheit und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im FlussClan willkommen.

Beerenpfote, ab jetzt heißt du Beerenpelz. Der SternenClan ehrt deinen Mut und deine Kraft und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im FlussClan willkommen.

Kieselpfote, von diesem Augenblick an wirst du Kieselschatten heißen. Der SternenClan ehrt deine Tapferkeit und dein Wissen und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im FlussClan willkommen.

Salbeipfote, ab jetzt heißt du Salbeibart. Der SternenClan ehrt deine Entscheidungen und deinen Mut und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im FlussClan willkommen.

„Regenpelz! Kleeschweif! Echoklang! Blütenduft! Beerenpelz! Kieselschatten! Salbeibart!“, rief der Clan. „ Regenpelz! Kleeschweif! Echoklang! Blütenduft! Beerenpelz! Kieselschatten! Salbeibart!“

„Auf die große Versammlung nehme ich Löwenschweif, Blattsprenkel, Weißschweif, Rabenschweif, Libellenschweif, Silberstreif, Schwarzpelz, Nachttatze, Regenpelz, Kleeschweif, Echoklang, Blütenduft, Beerenpelz, Kieselschatten und Salbeibart mit. Von den Schülern kommen Sturmpfote, Schwarzpfote und Flechtenpfote mit. Und von den Ältesten Rotherz, Schwarzzahn und Fleckenfell. Als Heilerin kommt Maulbeerglanz mit. Mottenflügel, du bleibst hier.“, jaulte Nebelstern.

„Ist es wirklich klug, so viele Krieger mitzunehmen? Wir werden wie eine Kampfpatrouille wirken.“, miaute Nebelsterns Stellvertreter Schwarzpelz.

„Wir sind aber keine Kampfpatrouille. Wir haben noch genug Krieger hier. Wir werden nur zeigen, wie stark wir sind.“

Schwarzpelz neigte gehorsam den Kopf.

„Und was ist mit mir?“, krächzte Braungras.

„Du bist zu schwach, Braungras. Tut mir leid, aber du würdest den weiten Weg nicht schaffen.“

Der alte Kater brummte unwillig und tapste schwerfällig in den Bau der Ältesten.

Die Patrouille setzte sich in Bewegung. Sie liefen durch das Sumpfgebiet und kamen bald auf der Insel an. Nebelstern sprang auf den Anführerbaum. Die vier Clan-Anführer schauten sich an und Nebelstern begann zu sprechen.

„Wir haben einen Fuchs verjagt, der sich auf unserem Territorium niedergelassen hatte. Jetzt, in der Blattgrüne sind die Fische zahlreicher als die Käfer im Wald. Wir haben zwei neue Schüler. Sturmpfote und Schwarzpfote.“

Sturmpfote und Schwarzpfote streckten das Kinn vor und wölbten die Brust vor Stolz.

„Außerdem haben wir sieben neue Krieger. Regenpelz, Kleeschweif, Echoklang, Blütenduft, Beerenpelz, Kieselschatten und Salbeibart haben ihre Nachtwache seit einem halben Mond hinter sich und haben sich schon mehrmals als Krieger bewiesen.“

„ Regenpelz! Kleeschweif! Echoklang! Blütenduft! Beerenpelz!

Kieselschatten! Salbeibart!“, gratulierten die vier Clans in der Senke.

Echoklang war glücklich. Sturmpfote drückte sich an sie und schaute sie mit einem liebevollem Blick an. Sie zuckte amüsiert

mit den Schnurrhaaren. Dieser Schüler war erst seit ein paar Tagen kein Junges mehr und hatte sich jetzt schon in sie verliebt.

 

„Echoklang! Echoklang! Bist du da?“, rief Sturmpfote.

„Sturmpfote! So wie du klingst, könnte man meinen, dir hat ein Fuchs den Schwanz abgebissen! Was ist los?“

Echoklang streckte die Beine und lief aus dem Bau der Krieger zu Sturmpfote.

„Gehst du mit mir jagen? Rabenschweif schläft noch und ich möchte ihn nicht wecken um zu fragen, ob er mit mir trainiert. Willst du mit mir Fischfangen und Schwimmen trainieren?“

„Klar, mach ich!“, miaute Echoklang.

Sie brauchte nicht zu fragen, warum Sturmpfote sich einen der unerfahrensten Krieger ausgesucht hatte, sie wusste es auch so.

„Komm, mal sehen, ob die Fische wieder so unvorsichtig sind.“, miaute Sturmpfote, wirbelte herum und rannte zielstrebig durch das Schilf. Echoklang schnurrte und beeilte sich, um Sturmpfote einzuholen.

„Bringst du mir jetzt schwimmen bei?“, fragte er.

„Nein, erst fischen wir für den Clan. Schau her, setz dich an den Wasserrand, so dass dein Schatten nicht aufs Wasser fällt. Dann hältst du die Pfote bereit und wenn ein Fisch vorbeischwimmt, schaufelst du ihn hoch. Guck mal, da kommt einer!“

Echoklang hielt ihre Pfote bereit. Etwas Silbernes blitzte auf und sie stieß blitzschnell mit der Pfote zu. Einen Augenblick später lag der Fisch am Uferrand.

„So jetzt du!“, sagte sie.

Sturmpfote setzte sich an den Rand und wartete. Als ein Fisch auftauchte, schaufelte er ihn hoch, doch der Fisch drehte sich, landete auf Sturmpfotes Kopf und fiel dann wieder ins Wasser.

„Macht nichts!“, meinte Echoklang aufmunternd. „Das ist mir beim ersten Mal auch passiert.“

 

Der Nachmittag mit Sturmpfote war schön gewesen. Wenn sie nur seine Mentorin sein könnte! Aber wahrscheinlich würde sie dann viel zu nachsichtig mit ihm sein.

„Hey, Echoklang, ich muss mit dir reden!“, miaute Kleeschweif.

„Was gibt’s?“, fragte sie.

„Du liebst Sturmpfote, oder?“

„Was? Nein, tu ich nicht!“

„Doch, du starrst immer wieder verträumt vor dich hin.“

„Na, und? Darf man nicht mehr träumen?“

„Komm schon, gib es zu. Ist doch nicht schlimm! Ich liebe doch Flechtenpelz! Und Blütenduft starrt Schwarzpfote hinterher. Selbst Regenpelz scheint irgendjemanden zu lieben. Ich glaube es ist Blaupelz aus dem DonnerClan. Aber ich hoffe nicht. Wir haben schon genug DonnerClan. Wir kommen zu 13 Sechzehntel aus dem DonnerClan. Ist das nicht genug?“

„Dann müssen wir Regenpelz umstimmen. Er bricht das Gesetz der Krieger!“

„Komm, wir beschatten ihn unauffällig auf der Großen Versammlung. Wenn er zu Blaupelz geht, dann wissen wir, dass er sie liebt.“

„Okay“, willigte Echoklang ein. „Aber wir sagen es Blütenduft.“

 

„Achtung! Er guckt zu uns!“, miaute Echoklang.

Die drei Schwestern taten so, als würden sie miteinander reden. Als Regenpelz wieder wegguckte und aufstand erhoben sie sich ebenfalls und schlängelten sich durch eine Gruppe WindClan-Katzen. Regenpelz redete kurz mit Brombeerkralle, dem Zweiten Anführer des DonnerClans, dann ging er unauffällig weiter zu Blaupelz. Er schaute sie an, dann verschwand er in einem Busch. Einen Augenblick später folgte Blaupelz ihm.

Echoklang, Kleeschweif und Blütenduft schlichen hinterher. Sie hörten die beiden sprechen.

„Regenpelz! Es gibt wunderbare Neuigkeiten!“, schnurrte Blaupelz.

„Was denn?“, fragte die Stimme von Regenpelz.

„Ich werde unsere Junge zur Welt bringen!“

„Das ist ja wunderbar!“, miaute Regenpelz freudig. Dann fügte er traurig hinzu: „Aber ich werde sie dann nur auf Großen Versammlungen sehen.“

„Ich weiß, wie viel meine Jungen und ich dir bedeuten werden, deshalb sollen sie im FlussClan aufwachsen. Ich bin keine Mutter auf die sie stolz sein können.“

„Doch, das bist du!“, meinte Regenpelz entrüstet.

„Aber ich will eigentlich keine Jungen großziehen!“

„Gut, dann nehme ich sie. Du weißt, dass du damit das gleiche tust, wie Blaustern damals.“

„Ja, ich weiß. Aber ich bin ja schließlich auch nach ihr benannt, oder?“

„Gut, die anderen wundern sich bestimmt schon, wo wir sind. Wann kommen die Jungen denn ungefähr?“

„In ein paar Tagen.“

„So früh? Ich komme in zwei Tagen jeden Tag an die Grenze zwischen WindClan und DonnerClan. Warte, ich gehe wieder. Bleib du sicherheitshalber noch kurz da.“

Echoklang und ihre Schwestern hörten, wie Regenpelz drinnen aufstand und liefen schnell wieder zurück und verdrückten sich in der Menge.

 

„Sturmwind! Schwarzpelz! Sturmwind! Schwarzpelz!“

Nebelstern berührte die frisch ernannten Krieger an der Nase und schaute mit sehnsuchtsvollem Blick durch Schwarzpelz hindurch. Sie dachte an den alten Schwarzpelz, ihren Gefährten. Er war in einer Schlacht gegen den SchattenClan umgekommen. Nebelstern hatte drei Tage und Nächte Totenwache gehalten. Erst dann hatte sie den Ältesten erlaubt Schwarzpelz zu begraben.

 

„Woher kommt das Junge?“, fragte Lichtfell.

Ihre eigenen Jungen spielten draußen vor der Kinderstube.

„Ich weiß es nicht, Lichtfell. Bitte nimm es!“, flehte Regenpelz.

„Ach, Regenpelz, ich weiß genau so gut wie du, dass es dein Junges ist.“, miaute Lichtfell.

Es waren ein paar Monde vergangen. Regenpelz erste Junge waren gestorben, doch dann hatte Blaupelz von ihm wieder Junge bekommen.

„Lichtfell! Woher weißt du das?“

„So fürsorglich bist du doch sonst nicht!“, miaute Lichtfell.

„Gut, es ist mein Junges! Bist du jetzt zufrieden?“, fragte Regenpelz gereizt.

Er warf noch einen liebevollen Blick auf das goldbraune Junge, dann stapfte er aus der Kinderstube.

„Wie willst du deinen Sohn nennen?“, fragte Echoklang, die hinter Regenpelz hergelaufen war.

„Scharfjunges“, antwortete er knapp.

„Du benennst ihn nach Scharfkralle? Einer Katze aus dem WolkenClan? Haben wir nicht schon genug Leid von unserer Mutter zugefügt bekommen?“, rief sie und stapfte davon. Wollte Regenpelz jetzt genau so sein wie ihre Mutter? Sie schwor sich, dass wenn sie Junge bekam, diese keinen WolkenClan-Namen oder sonst irgendeinen der was mit Echoklangs Mutter oder dem WolkenClan zu tun hatte, bekamen.

 

Die drei Schwestern lagen in der Kinderstube. Hoppeljunges und Bienenjunges hatten an diesem Tag ihren ersten Ausflug ins Lager gemacht, begleitet von Buntjunges. Echoklang wusste noch nicht wie ihr Junges heißen sollte, es war ja erst einen Tag alt. Scharfpfote war stolz auf seinen vielen Cousins und Cousinen.

Kleeschweif hatte sich genauso dagegen gesträubt ihr Junges nach dem WolkenClan zu benennen wie Echoklang. Aber Blütenduft und Regenpelz waren nicht ihrer Meinung gewesen. Echoklang wollte ihr Junges nach etwas aus dem FlussClan benennen, so dass es treu sein konnte. Sturmwind kam herein und schaute stolz auf seine kleine Tochter, die sich eng an Echoklangs Bauch kuschelte.

„Wie wär’s mit Flussjunges?“, fragte Echoklang plötzlich.

„Das ist ein schöner Name.“

Die Kleine war das Ebenbild ihrer Mutter. Sie schlug die Augen auf und schaute ihren Vater an.

„Hallo, Flussjunges“, sagte er gerührt.

Sie tapste auf ihn zu und stolperte. Er fing sie gerade noch so auf.

 

„Wie werden es meine Beine schaffen mich durch die ganze weite Welt zu tragen?“, fragte Flussjunges.

„Sie werden wachsen, meine Kleine und dich durch die ganze weite Welt tragen.“, miaute Echoklang.

„Wann bin ich 6 Monde alt?“, fragte das Junge.

„Du musst 6 mal so alt wie du jetzt bist. Es liegen noch 5 Monde vor dir.“

„Aber das dauert ja noch ewig!“, meinte Flussjunges enttäuscht. „Und was ist mit Buntjunges, Hoppeljunges und Bienenjunges? Wann werden sie Schüler?“

„Buntjunges ist zwei Monde und Hoppeljunges und Bienenjunges sind nur eine Woche älter als du. Aber Kleeschweif meint, ihr solltet alle zusammen Schüler werden. Dann wird Buntjunges sieben Monde alt sein, wenn sie Schülerin wird.“

Echoklang leckte Flussjunges ab. Es war doch noch alles gut gegangen und vielleicht erfuhr die Kleine nie etwas vom WolkenClan.

Kapitel 5 - Schwere Entscheidungen

„An diesem Mondhoch kommen wir zusammen, um neuen Schülern ihre Namen zu geben. Tretet vor, ihr vier.“

Flussjunges, Hoppeljunges, Bienenjunges und Buntjunges tappten zögerlich vor.

„Von diesem Tag an und bis zu sie sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird diese Schülerin Buntpfote heißen. Echoklang!“, sagte Nebelstern, „du bist bereit für deinen ersten Schüler. Du wirst Buntpfote übernehmen. Du hast viel von Silberstreif gelernt und bist tapfer und weise. Ich erwarte von dir, dass du einige dieser Eigenschaften an Buntpfote weitergibst.

Und diese Schülerin“, wandte sich Nebelstern an Flussjunges. „wird Flusspfote heißen. Regenpelz! Du wirst Flusspfotes Mentorin sein. Ich hoffe, dass du dein Wissen und deine Weisheit an Flusspfote weitergibst.

Diese Schülerin wird Bienenpfote heißen. Kleeschweif! Dir wurde alles beigebracht, was du brauchst und ich hoffe du tust das gleiche bei Bienenpfote.

Dieser kleine Schüler wird Hoppelpfote heißen. Sturmwind! Du wirst Hoppelpfotes Mentor sein. Gib deine Fähigkeit zu Jagen und deinen Mut an Hoppelpfote weiter. Da Blütenduft jetzt wieder eine Kriegerin wird, wird sie Scharfpfote weiter unterrichten können. Nachttatze, danke das du während Blütendufts Zeit als Königin als Mentor eingesprungen bist.“

„Buntpfote! Flusspfote! Bienenpfote! Hoppelpfote!“, rief der Clan.

„Ich gratuliere, Buntpfote!“, miaute Scharfpfote.

Er leckte ihr die Wange und wandte sich ab.

Hat er mir gerade die Wange geleckt? Wirklich? Wie romantisch!, dachte Buntpfote.

Dann sah sie, wie er auch Hoppelpfote, Bienenpfote und Flusspfote die Wange leckte. Buntpfote war schon in ihn verliebt gewesen, als sie drei Monde alt war. Er war hübsch und klug. Vielleicht würde er einmal Zweiter Anführer werden. Nebelstern war schließlich schon

alt und hatte nur noch drei Leben. Natürlich wollte Buntpfote nicht,dass Nebelstern starb, doch sie wusste, dass Sturmwind ein guter Anführer sein würde. Ihre Tante Echoklang war so stolz gewesen, als Sturmwind zum Zweiten Anführer ernannt wurde. Brombeerschweif, der Vorgänger von Sturmwind, war nur drei Monde lang Zweiter Anführer gewesen, da er in einer Schlacht mit dem WindClan umgekommen war. Beerenschweif, Efeupelz’ Schwester, war sehr traurig über den Verlust ihres Gefährtin gewesen, besonders da sie Junge von ihm erwartete. Efeupelz, die die beste Freundin von Löwenschweif war, lag ebenfalls in der Kinderstube mit Lichtjunges und Wolkenjunges. Sie waren so klein!

Echoklang war bestimmt eine gute Mentorin und würde hoffentlich bald mit dem Training anfangen.

„Hey, Echoklang! Wann fangen wir an? Ich möchte sobald wie möglich jagen und kämpfen lernen.“, miaute sie.

„Nicht so voreilig. Ich zeige dir zu erst etwas sehr wichtiges. Komm mit!“, bremste Echoklang.

Sie liefen durch die Schilfstängel und rutschten einen Abhang hinab. Buntpfote landete bei einem Baum voller Moos.

„Da hast du es schon gefunden. Das hier ist sehr wichtig. Wir holen Moos für die Ältesten.“

„Was? Aber ich...Ich wollte doch...“, stammelte Buntpfote.

„Nun, hältst du dich etwa zu gut dafür? Sollen die Ältesten das Moos selbst holen und den steilen Abhang hinunterrutschen?“, schnitt ihr Echoklang das Wort ab.

„Nein, natürlich nicht.“, piepste Buntpfote kleinlaut.

Warum muss ich das tun? Ich bin hier doch die Älteste! Ich bin schon sieben Monde alt und nur weil Kleeschweif wollte, dass wir alle zusammen Schüler werden. Ich sollte das Territorium erkunden, nicht Flusspfote, Hoppelpfote und Bienenpfote!, dachte sie.

Sie riss das Moos ab, sodass es in Fetzen flog.

„Buntpfote! Konzentriere dich! Und schneide das Moos sauber mit der Kralle ab!“, befahl Echoklang wütend.

Sie schreckte zusammen und beeilte sich, das Moos abzuschneiden.

„Warum führt sich Scharfkralle so merkwürdig auf?“, fragte Flusspfote.

„Ich habe nicht den kleinsten Mäusehirngedanken.“, gab Buntpfote zu.

„Ist er vielleicht wirklich nur jagen?“, miaute Bienenpfote nachdenklich.

„Das glaube ich nicht.“, meinte Hoppelpfote. „Seit wann schleicht man sich fürs Jagen davon?“

„Worüber redet ihr?“, grollte Scharfkralles tiefe Stimme hinter ihnen.

„Ähm...über die besten Jagdplätze!“, log Buntpfote schnell.

Sie wollte nur ungern die Wahrheit vor ihm verheimlichen, doch es blieb ihr keine andere Wahl.

„Und was meint ihr ist der beste Platz?“, fragte er misstrauisch.

„Nun, äh, der schlechteste ist auf jeden Fall, äh, beim Monsternest.“,  stammelte Hoppelpfote.

„Nun, ich gehe jetzt jagen!“, fauchte Scharfkralle.

Er glaubte ihnen nicht. Seine Pfoten wirbelten den Sand auf, als er davonrannte und über den Fluss in Richtung Pferdeort sprang.

„Also im Sumpfgebiet ist ganz sicher nicht der beste Jagdplatz.“, murmelte Buntpfote und trabte hinter ihm her.

 

„Du triffst dich mit einem Hauskätzchen!?“, knurrte Buntpfote Scharfkralle zu, als der sich heimlich wieder zurück schleichen wollte. Er zuckte zusammen und wirbelte herum.

„Warum verfolgst du mich?“, rief er wütend. „Mila ist nicht ein Hauskätzchen. Sie ist anders als ihr.“

„Ja, bestimmt. Was ist, wenn ich es deinem Vater erzähle?“, forderte sie Scharfkralle heraus.

„Dann sage ich Sturmwind, dass du dich früher mit Schnurrhaarpfote aus dem SchattenClan getroffen hast und ihr Mutproben gemacht habt, indem ihr euch fast direkt vor die Monster geworfen hast!“, gab er zurück.

„Das habe ich dir nicht anvertraut, damit du es unserem Onkel erzählst!“, schrie Buntpfote. „Du liebst dieses Hauskätzchen!“

„Sie ist besser als du, die mir immer hinterher trabt und mich anschmachtet. Du bist nicht älter als ein Junges. Warum sollte ich

mich für dich interessieren. Ich bin schon ein Krieger.“

Jedes dieser Worte schnitt tief in Buntpfotes Herz und am Ende hatte sie das Gefühl, es wäre nur noch ein fleischiger Klumpen. Sie starrte ihn an und rannte davon. Ihre Beine trugen sie zur

Insel und weiter und weiter. Sie trabte durch das DonnerClan-Territorium und lief zur Zweibeinerbrücke außerhalb des SchattenClans. Dort legte sie sich hin und schaute traurig auf das treibende Wasser. Aus ihren Pfoten sickerte Blut durch die lange Reise. So lag sie da und die Sonne sank immer tiefer.

„Buntpfote! Was machst du denn hier?“, fragte eine vertraute Stimme erstaunt.

„Ach, Schnurrhaarpfote!“, miaute sie ohne sich umzudrehen und stieß einen Klagelaut aus.

„Was ist denn los?“, rief er entsetzt und rannte zu ihr. „Was auch immer los ist, ich bin hier.“

Er schmiegte seinen schwarzen Körper an sie und kitzelte sie mit seinen langen Schnurrhaaren. Der Kater fragte nicht mal, was sie so traurig machte. Buntpfote kuschelte sich an ihn und schloss die Augen.

 

„Oh, nein!“, murmelte Buntpfote, als sie aufwachte.

Die Sterne standen hoch am Himmel und der Mond ging schon fast wieder unter.

„Du sahst so müde aus. Ich wollte dich nicht wecken.“, erklärte Schnurrhaarpfote.

Er legte seinen Kopf wieder auf ihren Rücken und döste ein.

„Was ist mit deinem Clan?“, fragte Buntpfote. „Vermissen sie dich nicht? Deine Familie und dein Mentor?“

„Sie denken bestimmt ich gehe wieder nachts das Territorium erkunden. Das kümmert sie nicht.“, nuschelte Schnurrhaarpfote.

Buntpfote fragte sich, wie es wäre, wenn es ihrer Familie egal wäre wo sie war. Keiner würde einfach wie gewohnt weitermachen, mit Ausnahme von Scharfkralle. Sofort kehrte ihre schlechte Laune zurück. Sie murrte und stand auf. Schnurrhaarpfote glitt unsanft zu Boden und schreckte hoch.
„Autsch! Mein Kopf!“, zischte er mit zusammen gebissenen Zähnen. „Musste das sein?“

„Tut mir leid, aber ich muss los und alles wieder richten.“, entschuldigte sie sich.

„Ich wünsche dir viel Glück dabei!“


„Oh, Buntpfote! Da bist du ja!“, rief Kleeschweif und rannte zu ihrer Tochter. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Sie seufzte vor Erleichterung auf. „Warum riechst du nach SchattenClan?“

„Ich, äh, habe eine weite Wanderung gemacht. Ich wollte die Welt sehen.“, log sie.

„Ich sehe durch den Schmerz in deinen Augen, dass das nicht war ist. Sag mir, was los ist.“

Scharfkralle ist ein gemeiner Verräter und trifft sich mit einem Hauskätzchen!, wollte sie schreien, doch dann würde Scharfkralle die Sache von Schnurrhaarpfote und dem Monsternest erzählen.

„Ich will nicht darüber sprechen.“, murmelte sie und schaute ihrer Mutter nicht in die Augen.

„Denk daran, du kannst mit mir immer über Sachen reden.“, miaute Kleeschweif und trabte zu Echoklang.

„Komm, Buntpfote! Wir üben das Gesetz der Krieger!“

Echoklangs Stimme klang hart wie Eis und Buntpfote fragte sich, ob dies die gleiche Person war, die ihr mit warmen Worten erklärte, warum Kleeschweif nicht wollte, dass sie mit sechs Monden Schülerin wurde.

„Gesetz 14. Sag schon, wie lautet es?“

„Äh, 14, 14.. Ah ja! Ein ehrbarer Krieger tötet keine Katzen, um eine Schlacht zu gewinnen, es sei denn, der Gegner hält sich nicht an das Gesetz der Krieger oder bedroht sein Leben.“

Echoklang hatte sich das Längste aller Gesetze ausgesucht und Buntpfote war stolz, dass sie es gewusst hatte.

„So, und sieben?“, trieb Echoklang sie an.

„Eine Katze kann nicht zum Zweiten Anführer ernannt werden, bevor sie nicht wenigstens einmal Mentor eines Schülers gewesen ist.“

„Und was ist mit den Anderen, die mit Anführern oder Zweiten Anführern zu tun haben?“

„Gesetz acht. Wenn ein Anführer zurücktritt oder verstirbt, tritt sein Zweiter Anführer die Nachfolge an. Äh...Gesetz neun...

Wenn ein Zweiter Anführer befördert wird, zurücktritt oder verstirbt, muss vor Mondhoch sein Nachfolger ernannt werden. Und Gesetz dreizehn. Das Wort eines Anführers ist Gesetz.“

„Hey, Feuerpfote, Schattenpfote!“, rief Buntpfote ihren besten Freundinnen zu. Sie waren vor zwei Monden zu Schülerinnen ernannt worden. Feuerpfote trug ihren Namen zu Ehren von Feuerstern, der in der Schlacht mit dem Wald der Finsternis gestorben war. Es war nicht schwer gewesen, sich ihren Namen auszudenken, denn ihr Fell war flammenrot. Schattenpfotes war pechschwarz. Hoppelpfote und Bienenpfote waren immer nur bei einander und Flusspfote war lieber alleine. Beim Jagen fauchte sie immer alle an, wenn sie nicht leise genug schlichen und damit sie etwas fing, jagte sie nie mit jemand anderem, höchstens mit ihrer Mutter, der besten Jägerin des Clan. Darum hatte Buntpfote ihre Freunde wo anders gefunden. Und sie fand, dass Feuerpfote und Schattenpfote die besten Freundinnen waren, die man sich nur wünschen kann.

„Du triffst dich mit einem Hauskätzchen?“, rief Hoppelpfote den gleichen Satz, den Buntpfote einmal gesagt hatte.

Er war Scharfkralle ebenfalls gefolgt und im Gegensatz zu Buntpfote hatte er nichts, was Scharfkralle wusste und nicht verraten werden durfte.

„Psst!“, machte Buntpfote. „Nicht jetzt. Wir müssen uns auf die Totenwache vorbereiten. Denkst du, Nebelsterns Geist fände es gut, wenn du diesen Skandal bei der Wache ausposaunst?“

„Ach, ihr werdet schon sehen. Ich schlage mich schon noch durch dieses Leben.“, grollte Scharfkralle und sauste davon.

„Dieser blöde Grüne Husten.“, klagte Hoppelpfote. „Er hat Nebelstern, Kieselschatten und Salbeibart umgebracht. Gut, dass die Mutter von den dreien nichts weiß. Sandpelz, Sandfell, wie auch immer sie heißt. Es lebt nur noch Beerenpelz. Weißt du, wenn Sturmstern nun zum Zweiten Anführer ernennt? Es bleibt ihm nur noch Zeit bis Mondhoch.“

„Ich glaube Echoklang. Sie ist eine mutige Kriegerin und seine

 Gefährtin.“, meinte Buntpfote.

„Naja, vielleicht deswegen auch nicht. Ich meine, es wird nicht besonders gut ankommen.“

 

„Ich sage dies vor den Geistern meiner Ahnen, damit sie meine Wahl vernehmen und billigen können. Regenpelz wird der neue Zweite Anführer des FlussClans sein.“, rief Sturmstern.

„Regenpelz! Regenpelz!“, rief der Clan.

„Und ich habe etwas Neues beschlossen. Nelkenpfote wird morgen als Kriegerin zur Großen Versammlung gehen.

Von diesem Augenblick an wirst du Nelkenblüte heißen. Der SternenClan ehrt deine Kenntnis und deine Talente und wir heißen dich als vollwertige Kriegerin im FlussClan willkommen.“

„Nelkenblüte! Nelkenblüte!“, gratulierten die Katzen.

Nelkenblütes Augen leuchteten. Sie hatte nicht erwartet, dass sie heute zur Kriegerin ernannt werden würde. Leider würde sie

jetzt nicht mehr im Bau der Schüler schlafen. Sie war immer nett gewesen, hatte für Frieden gesorgt und einem gute Räte gegeben. Buntpfote würde sie vermissen.

„Und noch etwas. Buntpfote! Du warst länger als die meisten ein Junges und hast neulich, in der Hungerphase dich wie eine Kriegerin verhalten. Von diesem Tag an wirst du Buntgesicht heißen, nach einer DonnerClan-Kätzin, die, bevor sie starb, uns half und uns Beute brachte.“

„Oh, Buntgesicht!“, platzte Kleeschweif freudig heraus. „Wie schön! Buntgesicht! Buntgesicht!“

Langsam stimmten die Anderen in den Jubel ein.

 

„Ich möchte dich so behalten. Diese Buntgesicht. Die, die ich kenne. Nicht ein arroganter Fellhaufen mit goldbraunen Jungen.“, miaute der Kater.

„Ich werde doch immer noch ich sein. Und ich mag ihn nun mal sehr, Schnurrhaarglut.“, versuchte Buntgesicht zu erklären.

Sie sah ihm tief in die Augen und sah, wie sehr er sie liebte.

„Dann nimm ihn. Ich bin es ja gewohnt, mich von dir zu verabschieden.“

Er rannte über den Kies, sprang auf den Baumstamm, durchquerte das FlussClan-Territorium mit einer Fuchslänge Abstand zum See und verschwand beim Monsternest.

„Nein!“, rief Scharfkralle mit einem Klagelaut. Vor ihm lag Regenpelz’ zerfetzter, blutiger Körper.

„Er hat es verdient. Genauso wie du!“, knurrte Beerenpelz. „Er hat mir Blaupelz weggenommen. Ich liebte sie viel mehr als er

und dann wurde er auch noch zum Zweiten Anführer ernannt. Dich werde ich ebenfalls bestrafen. Du bist sein Sohn!“

Mit einem Knurren warf er sich auf Scharfkralle. Sie wühlten den Boden auf und kugelten umher. Buntgesicht sprang erschrocken zur Seite und rannte ins Schilf, um Hilfe zu holen. Sie traf auf Hoppelfeuer, Bienenwolke und Flusswelle.

„Kommt! Beerenpelz will Scharfkralle umbringen!“, schrie sie.

Die drei rannten zurück und sahen beide Körper zerfetzt und blutig auf dem Boden liegen.

„Oh SternenClan, nein“, flüsterte Buntgesicht.

Sie rannte zu Scharfkralle und Schmerz überkam sie. In ihrer Trauer kam es ihr fast so vor, als würde Scharfkralles Flanke sich bewegen.

„Er lebt!“, rief Bienenwolke jubelnd und sprang in die Luft.

„Kommt! Wir müssen ihn schnell ins Lager bringen.“, meinte Flusswelle. „Sonst verblutet er.“

 

„Schnell, hier in das Moos legen!“, befahl Maulbeerglanz und eilte mit Kräutern herbei. „Und ihr alle geht raus!“

Die vier trotteten aus dem Heilerbau, als gerade Feuerpfote und Schattenpfote angerannt kamen.

„Schnell, Sturmstern komm! Wir haben die Leichen von Regenpelz und Beerenpelz gefunden!“, jaulte Feuerpfote.

Buntgesicht sah die anderen an. Sie hatten niemandem etwas über die Leichen gesagt, außer Maulbeerglanz, aber die war gerade mit Scharfkralle beschäftigt.

Sturmstern und seine Stellvertreterin Morgenfell rannten aus dem Anführerbau und Buntgesichts Schnurrhaare waren vom Wind angelegt, als sie versuchte, die kleine Patrouille einzuholen.

„Sturmstern!“, schrie sie.

Sturmstern machte auf der Lichtung halt und schaute in ihr Gesicht. Sie schilderte ihm den Vorfall mit Beerenpelz und seine Miene verfinsterte sich.

„Nebelstern hätte die drei nie in den Clan aufnehmen dürfen. Zwei sind schon gestorben und der dritte ist ein grausamer Mörder.“, murmelte er. „Oder sie hätten im WolkenClan bleiben sollen. Vielleicht wären sie dort sicherer gewesen.“ Mit lauterer Stimmer fügte er hinzu: „Bringt die Leichen ins Lager.

Maulbeerglanz soll Regenpelz für die Totenwache vorbereiten. Morgenfell, du wählst einige Krieger, die Beerenpelz begraben. Er wird keine Totenwache und kein Begräbnis durch die Ältesten bekommen.“

„Mach ich, Sturmstern.“, sagte Morgenfell.

Buntgesicht wollte gerade mitgehen, als Sturmstern sie zurück rief.

„Buntgesicht, wie lange weißt du das schon? Das Scharfkralle ein Hauskätzchen liebt?“

„Was...woher...“, stammelte Buntgesicht.

„Hoppelfeuer hat es mir erzählt. Wie heißt sie noch mal?“

„Mila“

„Wir werden ihn zur Rede stellen müssen, wenn er wach ist. Keine Sorge, ich werde ihn nicht verbannen.“, fügte er bei ihrem entsetzten Blick hinzu.

 

„Na und? Mila ist besser als ihr. Wenn ihr es nicht akzeptiert, gehe ich. Ich habe alles verloren: Mein Vater ist tot, meine Mutter ist in einem anderen Clan und meine Treue zum Clan geht auch langsam kaputt, wenn ihr immer nur motzt. Ich gehe jetzt.“

Scharfkralle ging mit hochmütigem Kopf aus dem Lager. Keiner sagte etwas.

 

„Dann lass und wegziehen!“, schlug der schwarze Kater vor.

„Ich weiß nicht. Ich würde viel nur für dich hinter mir lassen.“, widersprach Buntgesicht.

„Aber ich dachte, ich wäre dir näher als jeder andere, seit Scharfkralle weg ist.“, sagte Schnurrhaarglut hartnäckig.

„Ja, aber was ist mit meinem Clan? Sie zählen auf mich. Allerdings wette ich, bald geht es mir wie Scharfkralle und es kommt raus, dass ich mich jede vierten Tag hier mit dir treffe. Wir werden morgen früh aufbrechen.“

„Ich werde für dich sorgen, weißt du?“

„Danke Schnurrhaarglut, aber ich glaube ich bin im Stande, für mich selbst zu jagen.“

„Jaja“, miaute er hastig. „Komm, lass uns dort zwischen den Wurzeln ein Lager aufschlagen.“

Sie legten sich in ein Kuhle und Buntgesicht schlief sofort ein. Sie träumte von dem Clan-Leben und merkte, wie sehr es ihr fehlte. Dann lief sie über eine unbekannte Lichtung. Zwei Katzen mit Sternenlicht im Fell kamen ihr entgegen, ein kleiner, schwarz-weißer Kater, der viel zu jung aussah, um ein Krieger zu sein und eine schildpattfarbene Kätzin.

„Hallo, meine Liebe. Ich bin Tüpfelblatt und das ist Dachspfote. Wir sollten uns unterhalten. Mach es dir bequem. Nun, du kannst dich selbst nicht zwingen, Schnurrhaarglut zu lieben. Du warst den ganzen Weg lang mit deinen Gedanken bei Scharfkralle. Damit du es weißt, er hat jetzt zwei Junge.“

„Nein, nein!“, flüsterte Buntgesicht.

Die beiden fingen an zu verblassen und sie hörte nur noch Dachspfote zischen: „Manchen fällt es genau so schwer wegzugehen wie dir.“

Sie schreckte aus dem Traum hoch.

„Ich muss zurück. Ich muss zurück, Schnurrhaarglut.“, rief sie.

„Es war klar, dass du mich nicht richtig liebst.“

Er rappelte sich hoch und rannte los.

„Schnurrhaarglut! Versteh doch!“

Aber er hörte ihr gar nicht mehr richtig zu. Er sprintete den Hügel hinauf und verschwand. Buntgesicht folgte ihm, konnte ihn aber nirgends entdecken.

 

„Buntgesicht! Du bist auch zurück!“

Scharfkralle eilte ihr aus der Richtung der Kinderstube entgegen. „Willst du Rotjunges sehen? Komm mit!“

Sie liefen zu Bienenwolke, an deren Bauch gekuschelt Flickenjunges und ein rotbrauner kleiner Kater lag.

„Wo ist Wolkenjunges?“, fragte Buntgesicht schockiert.

„Nun, Blitzpelz hat mich so vermisst. Darum habe ich ihm Wolkenjunges gegeben. Schließlich sieht er fast genauso aus

wie ich. Zwar trauere ich um ihn, doch so kann auch Blitzpelz glücklich sein.“

Blitzpelz war ihr Gefährte aus dem WindClan gewesen und Buntgesicht konnte es nicht fassen, dass sie einfach so ihr Junges weggab.

„Harry ist noch bei Mila.“, miaute Scharfkralle voller Trauer.

„Schade, dass er nicht da ist. Ich gehe jetzt Schattenpfote und Feuerpfote suchen. Sie sind schließlich meine besten Freunde.“

„Und deswegen solltest du sie mit ihren Kriegernamen ansprechen.“, meinte Scharfkralle mit einem Schnurren.

„Nun ja, ich frag sie lieber danach.“

Sie trabte fröhlich aus der Stube und fand ihre besten Freundinnen im Kriegerbau.

„Buntgesicht! Du bist wieder da!“, schrieen sie.

„Und wie lauten eure Kriegernamen?“

„Meiner ist Feuerglut und ihrer Schattennacht.“, sagte die rote Kätzin nicht ohne Stolz.

„Tolle Namen! Schön, dass ihr da seid. Ihr habt mir gefehlt. Und nun muss ich mit Scharfkralle sprechen.“

 

Die Truppe lief durch das Sumpfgebiet und Matsch klebte an Buntgesichts Pfoten.

Ist es wirklich richtig gewesen, Löwenjunges alleine zu lassen? Für die ganze Nacht nur in Flusswelle’, Rotpfotes und Linsenpfotes Obhut? Die zwei werden zwar sofort kommen, falls etwas falsch ist, aber trotzdem.

„Kommst du Buntgesicht?“, fragte Scharfkralle und strich seinen Schwanz über ihre Flanke. „Löwenjunges wird es schon gut gehen.“

„Ja, stimmt. Und wenn ihm langweilig ist, kann er ja mit Tölpeljunges spielen.“

„Genau. Also komm.“

Sie kamen bei dem Baumstamm an und Buntgesicht hielt in der SchattenClan-Gruppe nach einem schwarzen Pelz Ausschau. Schnurrhaarglut schaute hoch und traf ihren Blick. Sie rannte hinunter und kam auf ihn zu.

„Hallo Schnurrhaarglut!“, rief sie und versuchte froh zu klingen. „Wie geht es dir?“

„Wie geht es deinem Jungen?“, fragte Schnurrhaarglut mit Verachtung.

„Toll, weil Scharfkralle gut auf ihn aufpasst.“

„Weißt du was? Ich hatte von Anfang an recht. Da du mit Scharfkralle zusammengekommen, bist du ein arroganter Fellhaufen mit goldbraunen Jungen.“

Er wand sich von ihr ab und lief so tief in das Gewühl aus Katzen, dass Buntgesicht ihn aus den Augen verlor.

 

„Die Entscheidung war richtig.“, meinte Löwenkralle. „Sonst hätte es mich nie gegeben.“

„Wer weiß“, überlegte Buntgesicht. „Vielleicht wärst du einfach ein schwarzer Kater mit langen Schnurrhaaren geworden.“

„Dann würde ich aber nicht Löwenkralle heißen. Und ich mag meinen Namen.“

„Vergiss nicht, du heißt nur Löwenkralle zur Erinnerung an Löwenschweif.“

„Sie war wirklich richtig.“, meinte Rotstreif. „Sonst hätte ich auch nicht einen so tollen Halbbruder, denn ihr würdet wahrscheinlich noch außerhalb der Clans leben.“

„Ja, ihr habt recht. Allerdings wünschte ich, Schnurrhaarglut wäre noch mein Freund.“

Die Sonne ging langsam auf und rotes Licht erhellte das Schilf. Buntgesicht schaute auf den Fluss.

Es ist alles gut. Tüpfelblatt hat doch gesagt, ich kann mich zwingen Schnurrhaarglut zu lieben. Aber ich ertrage es nicht, wie er mich auf den Großen Versammlungen anschaut. Werden wir je wieder Freunde?

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